Von Salman Niyazi
Im Januar 2025 kündigten die neuen syrischen Behörden ein Investitionsabkommen mit einem russischen Unternehmen zur Verwaltung des Hafens von Tartus am Mittelmeer. Der Vertrag wurde 2019 mit Stroitransgas unterzeichnet und hat eine Laufzeit von 49 Jahren. Er sieht eine umfassende Modernisierung des Hafens mit Investitionen in Höhe von 500 Millionen US-Dollar vor. Laut Riyad Judi, dem Leiter der Zollbehörde von Tartus, werden nun alle Einnahmen aus der Verwaltung des Hafens „dem syrischen Staat zugute kommen“.
Diese Entscheidung ist nach dem Sturz des Regimes von Baschar al-Assad im Dezember 2024 ein weiterer Schlag gegen die russische Präsenz in Syrien. Medienberichten zufolge haben zwei russische Schiffe - die Sparta und die Sparta II - im Marinestützpunkt Tartus angelegt. Die Schiffe gehören Oboronlogistics, einem Unternehmen, das für das russische Verteidigungsministerium arbeitet. Dies könnte der Beginn des Abzugs des russischen Kontingents sein.
Satellitenbilder der letzten Wochen zeigen, dass große Mengen militärischer Ausrüstung in den Hafen gebracht wurden. Es handelt sich um Dutzende von Fahrzeugen und Tonnen von Material. Bereits Mitte Dezember begann das russische Militär mit der Konzentration von Ausrüstung. Damals machten sich die ersten Kolonnen aus anderen Teilen Syriens auf den Weg in den Norden.
Die russische Militärpräsenz in Syrien ist ironischerweise nicht zum ersten Mal bedroht. Bereits 1976 wies der syrische Präsident Hafiz al-Assad die Hälfte der sowjetischen Militärberater aus. Er ordnete den Abzug der U-Boote und Versorgungsschiffe aus dem Hafen von Tartus an. Die Beziehungen blieben angespannt, auch wenn sie sich in der Folgezeit wieder erholten.
Moskau versucht nun, eine gewisse Präsenz in der Region aufrechtzuerhalten. Am 12. Dezember kündigte der russische Vizeaußenminister Michail Bogdanow die Aufnahme von Gesprächen mit der neuen syrischen Führung an. Ziel der Gespräche sei es, den Fortbestand der russischen Militärbasen in Syrien zu erörtern. Doch die neue Übergangsregierung hüllte sich in Schweigen, Kremlsprecher Dmitri Sergejewitsch Peskow lehnte eine Stellungnahme ab.
Wozu braucht Russland Tartus?
Der Marinestützpunkt Tartus war Russlands strategischer Trumpf im Mittelmeer. Er wurde gegründet, um die Schiffe des 5. Mittelmeergeschwaders zu warten und um die militärische Präsenz in der Region unter Beweis zu stellen. Die Realität entsprach jedoch nicht dem Anspruch.
Die Basis in Tartus wurde mehr zu einem Symbol als zu einer wirklichen militärischen Einrichtung. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 wurde das Geschwader aufgelöst. Ohne ausreichende Finanzierung und Modernisierung verlor er zunehmend an strategischer Bedeutung. Zu Beginn des Syrien-Konflikts im Jahr 2011 war der Stützpunkt eher bescheiden: drei schwimmende Anlegestellen (von denen nur eine funktionsfähig war), ein Reparaturschiff der Schwarzmeerflotte, Lagerhallen und Kasernen, in denen etwa 50 Personen untergebracht waren.
Dennoch hielt Moskau hartnäckig an diesem letzten Vorposten außerhalb des postsowjetischen Raums fest. Ein Pachtvertrag über 49 Jahre wurde 2017, auf dem Höhepunkt des russischen Einflusses in Syrien, unterzeichnet. Geplant war ein massiver Ausbau für die Aufnahme großer Schiffe, darunter auch Flugzeugträger. Dieser Traum sollte jedoch nicht in Erfüllung gehen, wie die jüngsten Ereignisse zeigen.
Die Bedeutung von Tartus ging jedoch weit über seine bescheidenen technischen Kapazitäten hinaus. Nach dem russischen Militäreinsatz in Syrien im Jahr 2015 wurde der Stützpunkt nicht nur für Operationen in Syrien, sondern auch für Einsätze im afrikanischen Kontext genutzt.
So wurde die russische Präsenz in Libyen, im Sudan, in der Zentralafrikanischen Republik, in Mali und Niger erleichtert. Für den ständigen Nachschub dieser weit entfernten Operationen sorgten Schiffe, die entlang der als „Syrien-Express“ bekannten Route verkehrten. Der Hafen diente als Anlaufstelle für Schiffe aus dem östlichen Mittelmeer, um sie aufzutanken und zu reparieren.
Vor allem jedoch symbolisierte der Stützpunkt Tartus den geopolitischen Einfluss Russlands. Als letzter Militärstützpunkt dieser Art außerhalb der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) war er nicht nur strategisch bedeutsam, sondern auch ein Symbol für die Sehnsucht nach der Ära, in der die sowjetische Flotte im Mittelmeer mit der US-Marine auf Augenhöhe konkurrieren konnte.
2017 sicherte sich Moskau einen Pachtvertrag über 49 Jahre für die Basis. Dies geschah auf dem Höhepunkt des russischen Einflusses in Syrien. Ambitionierte Modernisierungspläne wurden angekündigt: Vertiefung des Hafens, Bau neuer Piers und Schaffung einer Infrastruktur, die große Militärschiffe aufnehmen kann. Militärexperten betonten, dass der Hafen von Tartus für Russland geopolitisch wichtig ist. Trotz Modernisierungsbedarf bleibt er jedoch nur von begrenzter Bedeutung.
Als einzige militärische Einrichtung Russlands außerhalb des postsowjetischen Raums war Tartus von besonderer Bedeutung. Sie ist aus der Zeit, als die sowjetische Flotte im Mittelmeer mit der US-Marine konkurrierte, ein lebendiges Symbol geblieben. Es war ein Symbol für Russlands geopolitische Ambitionen und seinen Anspruch auf einen Platz unter den globalen Seemächten.
Mit dem Verlust von Tartus sind diese Ambitionen nun ernsthaft in Gefahr. Russland versucht, den Verlust von Tartus durch eine verstärkte Präsenz in Libyen auszugleichen. Über sein neues „Afrikakorps“ hat es die Kontrolle über die Stützpunkte Al-Khadim und Al-Dschufra übernommen. Ein Ersatz für einen Mittelmeerhafen sind diese Stützpunkte jedoch nicht.
Ohne den Stützpunkt in Tartus müsste Russland grundlegende Operationen wie die Betankung von Schiffen oder Reparaturen erneut von Häfen im Schwarzen Meer aus organisieren. Oder auf zivile Infrastruktur in anderen Ländern zurückgreifen. Dies könnte die Effizienz der russischen Militärpräsenz in der Region erheblich beeinträchtigen.
Von Chruschtschow bis Putin: Die Geschichte der russisch-syrischen Allianz
Die Geschichte der russisch-syrischen Beziehungen begann noch vor der Unabhängigkeit Syriens. Am 22. Juli 1944 erkannte die Sowjetunion den jungen Staat an, der damals noch um seine Befreiung von der französischen Kolonialherrschaft kämpfte. Die engen bilateralen Beziehungen nahmen jedoch erst 1956 ihren Anfang.
Damals schloss Syrien ein großes Waffengeschäft mit der Tschechoslowakei ab, nachdem der Westen sich geweigert hatte, Waffen für den Kampf gegen Israel zu liefern.
Dies war der Wendepunkt. Die Sowjetunion begann, die wachsende syrische Armee zu unterstützen, die zur innenpolitisch dominierenden Kraft wurde. In den folgenden Jahrzehnten lieferte die UdSSR ein beeindruckendes Arsenal von 5.000 Panzern, mehr als 1.200 Kampfflugzeugen und rund 70 Kriegsschiffen an Syrien. Diese Waffenlieferungen hatten einen Gesamtwert von rund 26 Milliarden Dollar.
Die Zusammenarbeit beschränkte sich jedoch nicht nur auf den militärischen Bereich. Im Jahr 1968 begannen sowjetische Ingenieure mit dem Bau eines großen Wasserkraftwerks am Ufer des Euphrats. Der Tabqa-Staudamm wurde 1973 fertiggestellt und ist seither der größte Stausee Syriens. Durch die Entstehung des Assad-Sees wurden sowohl die Wasserkraftnutzung als auch die Bewässerungssysteme des Landes erheblich verbessert.
Der Machtantritt von Hafez al-Assad im Jahr 1970 markierte den Beginn eines neuen Kapitels in den bilateralen Beziehungen zwischen Syrien und der Sowjetunion. Assad erkannte schnell die Vorteile einer Zusammenarbeit mit Moskau. Und das, obwohl er in seiner Jugend die Sowjetunion noch „mit Misstrauen“ betrachtet hatte.
1971 gewährte er der sowjetischen Flotte Zugang zu den Häfen von Latakia und Tartus. Im Gegenzug erhielt er noch mehr Waffen. Bis 1984 erreichte die Zahl der sowjetischen und osteuropäischen Berater in Syrien mit 13.000 ihren Höhepunkt. Das waren mehr Berater als in jedem anderen arabischen Land.
Nach dem Friedensvertrag mit Israel 1979 kam es zu einer Intensivierung der sowjetisch-syrischen Beziehungen. Syrien war nach wie vor das letzte pro-sowjetische Regime im Nahen Osten. Der Kreml musste Assad in seinem Einflussbereich halten, um seine Position in dieser strategisch wichtigen Region zu sichern. Moskau war sich jedoch bewusst, dass Assad kaum in der Lage war, Syriens Hauptziel - die Rückgabe der Golanhöhen - zu erreichen.
In stark abgeschwächter Form überdauerte diese Allianz sogar den Zusammenbruch der Sowjetunion. Baschar al-Assad übernahm im Jahr 2000 die Macht von seinem Vater. Er schien zunächst ein pro-westlicher Führer zu sein. Assad sprach Englisch und Französisch, studierte in Großbritannien, heiratete eine britisch-syrische Frau und hörte Phil Collins im MP3-Player.
Ein bezeichnender Moment in den russisch-syrischen Beziehungen war die Beerdigung von Hafez al-Assad im Juni 2000. Weder der Präsident noch der Außenminister Russlands haben an der Trauerfeier teilgenommen. Aus Russland waren lediglich der Sprecher der Staatsduma, Gennadi Selesnjow, sowie der ehemalige Premierminister Jewgeni Primakow anwesend. Dafür waren zahlreiche Würdenträger angereist. Unter ihnen Jacques Chirac, Madeleine Albright und Romano Prodi. Ebenso die Außenminister aus Großbritannien, Kanada, Spanien, der Schweiz und den Niederlanden. Auch ein Vertreter des Vatikans machte seine Aufwartung.
Die Abkühlung der Beziehungen war deutlich zu spüren. In seinen ersten dreieinhalb Jahren hat der neue syrische Präsident rund 45 Reisen unternommen. Er besuchte 25 Länder, vor allem Ägypten, Saudi-Arabien, europäische Hauptstädte und den Iran. Im Mittelpunkt standen proamerikanische Staaten. Moskau stand ganz unten auf der Prioritätenliste des jungen Machthabers - sein erster Besuch in Russland fand erst im Januar 2005 statt.
Bündnis des Misstrauens: Die Schattenseiten der russisch-syrischen Allianz
Hinter der Fassade freundschaftlicher Beziehungen stand stets ein komplexes Misstrauens- und Manipulationsspiel. Der KGB platzierte Agenten im syrischen Außenministerium und überwachte Assads Wohnung während seiner Moskau-Besuche. Zudem fing er diplomatische Korrespondenz der syrischen Botschaft ab.
Das Misstrauen war auf beiden Seiten vorhanden. Die syrische Führung übte häufig scharfe Kritik an ihrem Supermacht-Gönner. Der sowjetische Diplomat Arkadi Winogradow beschrieb einen aufschlussreichen Vorfall: Ein einflussreicher syrischer Offizier wurde in Moskau wegen Trunkenheit am Steuer und eines tödlichen Unfalls verhaftet. Damaskus inszenierte daraufhin einen „Unfall“ mit einem sowjetischen Hauptmann, um Moskau zu einem Gefangenenaustausch zu bewegen.
Die schwerste Krise in den Beziehungen brach im Juni 1976 aus, als die syrische Armee den Libanon angriff. Dabei ging es um den Kampf gegen pro-sowjetische palästinensische und libanesische Gruppen. Assad nutzte den Besuch des sowjetischen Ministerpräsidenten Alexei Kossygin in Damaskus für die Invasion. Damit stellte er Moskau vor eine unangenehme Entscheidung. Protestieren und hilflos erscheinen oder schweigen und als Komplize dastehen. Als Leonid Breschnew schließlich einen Brief verlangte, in dem die Rückkehr der Truppen gefordert wurde, ignorierte Assad dies. Er nannte es lediglich eine „Meinungsäußerung“ und setzte seine Angriffe auf die sowjetischen Verbündeten fort.
Daraufhin stoppte der Kreml die Waffenlieferungen, woraufhin Assad reagierte, indem er sowjetischen Schiffen den Zugang zu syrischen Häfen untersagte. Der Konflikt konnte erst Ende der 1970er Jahre beigelegt werden. Die ägyptische Politik, die israelischen Ambitionen und die anhaltenden Unruhen im Libanon führten dazu, dass sich die beiden Länder einander annäherten.
Selbst auf dem Höhepunkt der Zusammenarbeit in den 1980er Jahren, als Syrien viele sowjetische Berater hatte, provozierte Assad die sowjetische Führung: Er verhaftete regelmäßig Mitglieder der pro-sowjetischen Kommunistischen Partei, unterhielt geheime Kontakte zu den USA und griff sowjetische Verbündete wie Jassir Arafats PLO an.
Interessanterweise konnte oder wollte Syrien trotz umfangreicher Waffenlieferungen oft nicht zahlen. Bis zum Ende der Sowjetunion waren die Schulden Syriens auf 13,4 Milliarden Dollar angewachsen. Der Streit um die Rückzahlung dieser Schulden belastete die bilateralen Beziehungen mehr als zehn Jahre lang. Fast drei Viertel der Summe konnte Russland erst 2005 abschreiben.
Die Beziehungen zwischen Moskau und Damaskus waren nie eine einfache Allianz, sondern eine Zweckgemeinschaft. Beide Seiten verfolgten stets eigene Interessen, die von gegenseitigem Misstrauen und Manipulationen geprägt waren.
Die geopolitischen Realitäten und der wachsende Druck der USA zwangen Damaskus dazu, sich erneut Russland zuzuwenden. Dies mündete 2015 in die militärische Intervention Russlands im Syrienkonflikt.
Vom Prinzip zum Pragmatismus: Wende im Syrien-Krieg
Als der Syrienkonflikt 2011 begann, waren die Beziehungen zwischen Russland und Syrien freundschaftlich, aber nicht intensiv. Die russischen Interessen in Syrien waren begrenzt: Der Hafen von Tartus war veraltet, der Handelsumsatz lag bei maximal 400 Millionen Dollar. Zudem waren viele Investitionsprojekte gestoppt. Dennoch entschied sich Moskau aufgrund übergeordneter strategischer Überlegungen, das Assad-Regime zu unterstützen.
Moskau begründete seine Intervention offiziell mit dem Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Der zunehmende Einfluss der DAESH in den Jahren 2013 und 2014 wurde von Russland als Bedrohung für die eigene Sicherheit dargestellt. In der Gruppe spielten Extremisten aus ehemaligen Sowjetrepubliken eine wichtige Rolle. Der Kreml befürchtete, dass ein Syrien ohne Assad zu einem sicheren Hafen für Radikale werden könnte. Dies würde nicht nur den Nahen Osten, sondern auch Zentralasien und den Kaukasus destabilisieren.
Hinter der offiziellen Rhetorik verbargen sich jedoch auch andere Motive. Die Syrienkrise fiel mit einer zunehmenden Desillusionierung Moskaus über die Beziehungen zum Westen zusammen. Noch 2008 sprach die russische Außenpolitik davon, „die russisch-amerikanischen Beziehungen in eine strategische Partnerschaft umwandeln“ zu wollen. Doch eine Reihe von Ereignissen - vom Irak-Krieg bis zu den Vorwürfen gegen die NATO-Osterweiterung - hat diese Haltung verändert.
Die Intervention in Libyen dürfte Moskau als besonders schmerzhaft empfunden haben. Aus Sicht des Kremls hatte der Westen das UN-Mandat zum Schutz der Zivilbevölkerung zum Sturz des Gaddafi-Regimes missbraucht. Russland verlor in Libyen Verträge und Schuldverpflichtungen im Wert von bis zu 18 Milliarden US-Dollar. Als sich ein ähnliches Szenario in Syrien abzeichnete, beschloss Moskau Präventivmaßnahmen.
Als Russland 2015 seine militärische Operation in Syrien begann, standen pragmatische Überlegungen im Vordergrund. Der Prestigeverlust und die bereits entstandenen Kosten spielten eine wichtige Rolle. Syrien wurde zu einem zentralen Schauplatz des politischen Konflikts Russlands mit dem Westen. Zudem führte die Rückkehr Wladimir Putins ins Präsidentenamt 2012 zu einem Wiedererstarken des konfrontativen Nationalismus, auch durch die Unterstützung Assads.
Nach Tartus: Ende der russischen Präsenz im Nahen Osten?
Der Rückzug Russlands aus Tartus bedeutet mehr als den Verlust einer Militärbasis. Er markiert das Ende des letzten Kapitels sowjetischen Einflusses im Nahen Osten. Dieser war in den vergangenen Jahrzehnten nach und nach verschwunden. Angefangen mit der Wende Ägyptens zum Westen in den 1970er Jahren bis zum Fall Libyens nach dem Sturz Gaddafis 2011. Der Verlust Syriens ist nun der letzte Schritt in diesem langen Prozess.
Syrien war die letzte Erinnerung an die Zeit, als die UdSSR ein wichtiger Akteur in der Region war. Jedoch ist dieses letzte Fragment der sowjetischen Ära Geschichte.
Die Ironie des Scheiterns des Assad-Regimes liegt darin, dass es nicht durch westliche Interventionen stürzte, die Russland so gefürchtet hatte. Die Schwächung des Regimes war vielmehr eine Kombination aus internen Widersprüchen und Ressourcenerschöpfung. Verschärft wurden diese Probleme durch die Unfähigkeit Russlands, ausreichende Unterstützung zu leisten. Moskau war durch den Konflikt in der Ukraine gebunden. Zur Schwächung des Assad-Regimes trug auch der Verlust wichtiger regionaler Verbündeter wie Iran und Hisbollah bei.
Der Verlust Syriens erschwert Russlands Ambitionen in Afrika, wo das Regime in den letzten Jahren versucht hat, seinen Einfluss auszuweiten. Ohne den Stützpunkt Tartus wird es logistisch schwieriger, die militärische Präsenz in Ländern wie Libyen, Sudan, der Zentralafrikanischen Republik und Mali aufrechtzuerhalten. Zudem wird die Aufrechterhaltung dieser Präsenz deutlich teurer.
Russland scheint sich auf die neue Situation einzustellen, indem es seine militärischen Ressourcen nach Libyen verlagert. Dort hat es die ehemaligen Wagner-Stützpunkte übernommen und setzt nun auf ein anderes Modell. Statt direkter Machtprojektion wie in Syrien setzt Russland auf indirekte Einflussnahme über lokale Verbündete und Stellvertreter.
Die Geschichte zeigt, dass im Nahen Osten nichts von Dauer ist. So wie die Sowjetunion Ägypten verlor, aber Syrien behielt, könnte Russland Syrien verlieren, aber an anderer Stelle in der Region präsent bleiben. Sicher ist, dass die Zeit der direkten militärischen Präsenz Russlands im östlichen Mittelmeerraum vorbei ist. Der zukünftige russische Einfluss wird nicht mehr die gleiche Stärke haben wie in der Vergangenheit.