Evergrande: Chinas Immobilienriese lässt weitere Zahlungsfrist verstreichen
Die Krise rund um den schwer angeschlagenen Immobilienkonzern Evergrande flaut nicht ab. Das Unternehmen ist jedoch nicht der einzige chinesische Immobilienentwickler mit Problemen: Insgesamt sitzen diese auf fünf Billionen Dollar Schulden.
Symbolbild. 21. September 2021, China, Peking: Eine Aufsichtsperson steht neben einer Karte, auf der die Evergrande-Entwicklungsprojekte abgebildet sind. (DPA)

Der schwer angeschlagene Evergrande-Immobilienkonzern hat die Frist für weitere Zinszahlungen verstreichen lassen. Bereits im September hatte das Unternehmen Zinszahlungen für in US-Dollar gehandelte Anleihen nicht geleistet. Ob das innerhalb der geltenden Nachfrist von 30 Tagen noch geschehen wird, ist ungewiss.
So legte Evergrande-Chef Xu Jiayin zuletzt den Fokus auf die Bedienung von Anleihen im chinesischen Heimatmarkt. Dort liehen viele Kleinsparer dem Konzern über die Jahre Geld. Sollte dieses nicht zurückgezahlt werden können, befürchten die Behörden des Landes Unruhen. So betonte Jiayin jüngst, dass es oberste Priorität habe, Kunden von Vermögensanlageprodukten auszuzahlen.
Evergrande ist nicht der einzige chinesische Immobilienkonzern, der unter hohen Schulden ächzt. Mit Verbindlichkeiten von umgerechnet mehr als 300 Milliarden Dollar ist Evergrande aber das größte vom Kollaps bedrohte chinesische Immobilienunternehmen. So kündigte nun die Sinic Holdings aus Shanghai an, einen am 18. Oktober fälligen Anleihekupon voraussichtlich nicht zahlen zu können. Die Fantasia Holdings aus Shenzhen haben am 4. Oktober fällige Anleihezinsen in Höhe von 206 Millionen Dollar und einen Kredit eines Tochterunternehmens über 108 Millionen Dollar nicht zurückbezahlt.

Chinas Immobilienkonzerne: Mehr als 5 Billionen Dollar Schulden
Insgesamt sitzen die chinesischen Immobilienentwickler auf mehr als fünf Billionen Dollar Schulden, die sie in guten Zeiten aufgenommen haben. Zu diesem Ergebnis kommen die Analysten von Nomura. Das ist fast doppelt so viel wie Ende 2016 und mehr als die gesamte Wirtschaftsleistung Japans 2020, das als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt gilt.
Investoren befürchten schon seit längerem einen Kollaps chinesischer Immobilienunternehmen, die viele Jahre auf Pump gewachsen sind. Dabei geht auch die Sorge vor einer möglichen Ansteckung anderer Wirtschaftsbereiche um.

Kein systematisches Risiko für die Weltwirtschaft? Die Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, versuchte derweil unlängst die Ängste zu mildern. „Im Moment sehen wir das auf China konzentriert“, hatte sie im September in einem Interview mit dem US-TV-Sender CNBC gesagt. Und auch die japanische Zentralbank bewertete die Finanzprobleme von Evergrande zuletzt nicht als systemisches Risiko für die Weltwirtschaft.
Die Kredite und gegenseitige finanzielle Verpflichtungen des chinesischen Immobiliensektors sind allerdings schwer durchschaubar. Der Star-Investor George Soros warnte in der „Financial Times“, dass die Immobilien-Branche der „verletzlichste“ Sektor Chinas sei. Die Umstände könnten einen Crash auslösen, ist Soros überzeugt.
Mehr zum Thema: China: Dominoeffekt wegen drohender Pleite des Immobilienriesen „Fantasia“?

TRT Deutsch und Agenturen