Im deutschen Wohnungsbau gibt es angesichts gestiegener Kosten wieder mehr Stornierung von Aufträgen. 14,3 Prozent der Unternehmen meldeten im Februar abgesagte Aufträge, nach 13,6 Prozent im Januar, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag mitteilte. „Das Neugeschäft leidet stark unter den deutlich höheren Zinsen und den gestiegenen Baukosten“, begründete Ifo-Forscher Felix Leiss den negativen Trend. „Im Mittel sind die Auftragsbücher zwar immer noch gut gefüllt, aber etliche Unternehmen klagen bereits über einen Auftragsmangel.“ 23,4 Prozent der Wohnungsbaubetriebe klagen mittlerweile über zu wenige Aufträge. Im Januar waren es allerdings sogar 25,3 Prozent. Vor einem Jahr lag die Zahl jedoch mit 9,5 Prozent weniger als halb so hoch. Im vergangenen Monat klagten zudem 6,9 Prozent der Firmen über Finanzierungsschwierigkeiten, verglichen mit 5,5 Prozent im Januar und 3,1 Prozent im Februar 2022.
Neuer Tiefststand seit Beginn der Erhebung im Jahr 1991
Rasche Besserung ist nicht in Sicht. „Im Wohnungsbau geht die Angst um – die Geschäftserwartungen fielen auf einen neuen Tiefststand seit Beginn der Erhebung im Jahr 1991“, sagte Leiss weiter. Das Barometer für die Erwartungen in den kommenden Monaten notierte mit minus 65,6 Punkten stark im negativen Bereich. Die Hiobsbotschaften aus der Bauwirtschaft haben zuletzt zugenommen. So brach die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen im Januar wegen gestiegener Zins- und Materialkosten so stark ein wie seit fast 16 Jahren nicht mehr. Im Januar wurden nur noch 21.900 Wohnungen genehmigt, 26 Prozent oder 7700 weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Das war bereits der neunte Rückgang in Folge und der größte Rückgang seit April 2007. „Die anhaltend negativen Rahmenbedingungen zeigen ihre drastischen Auswirkungen“, kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, die Entwicklung. Die Bundesregierung müsse mit einer stärkeren Neubauförderung dagegenhalten. „Ansonsten wird nicht nur der Wohnungsneubau sowohl 2023 als auch 2024 einen deutlichen Einbruch erleben“, sagte Müller.