Großbritanniens strenge Flüchtlingspolitik führt zu Konflikt mit Frankreich
Großbritannien will alle Flüchtlinge, die über den Ärmelkanal die Insel ansteuern, abfangen und zurückschicken. Der harte Kurs Londons führt zum Konflikt mit Frankreich. Dort befürchtet man eine Praxis, die „dem Seevölkerrecht zuwiderläuft“.
07.09.2021, Großbritannien, Dungeness: Eine Gruppe vermutlicher Migranten wird nach einem Zwischenfall mit einem kleinen Boot im Ärmelkanal mit einem Rettungsboot an Land gebracht. (Others)

Der strenge Kurs Großbritanniens im Umgang mit Flüchtlingen führt zunehmend zu Spannungen in den Beziehungen mit Frankreich. Wie die „Frankfurter Rundschau“ am Donnerstag berichtete, forderte Tory-Innenministerin Priti Patel von Küstenschutz und Grenzpolizei, Flüchtlingsboote abzufangen und nach Frankreich zu dirigieren. Laut dem französischen Innenminister Gérald Darmanin gefährdet Großbritannien damit „die Freundschaft zwischen unseren Nationen“.

Frankreich werde überdies „eine Praxis, die dem Seevölkerrecht zuwiderläuft, nicht akzeptieren“. Darmanin fügte hinzu, es werde für sein Land eine Priorität bleiben, „auf hoher See Menschenleben zu retten“.

Ein Treffen der beiden Innenminister am Mittwoch hat die bilateralen Spannungen noch zusätzlich verstärkt. Patel drohte damit, Millionenbeträge für Patrouillen an der französischen Küste zu streichen, wenn „der Strom der illegalen Migranten“ nicht abreiße. Darmanin erwiderte, dass sich Frankreich „nicht erpressen“ ließe.

Auch innerhalb von Großbritannien reagieren zahlreiche Organisationen mit Unmut auf den strengen Migrationskurs des Landes. Der britische Flüchtlingsrat forderte von der Regierung, ihre „brutale Politik zu überdenken“ und „an die individuellen Leben inmitten dieser verzweifeltenÜberfahrten zu denken“. Auch von der Labour Party kam Kritik: „Dass die Innenministerin so gefährliche Vorschläge überhaupt in Erwägung zieht, zeigt nur, wie sehr sie die Kontrolle verloren hat.“

DPA