Beim Ramallah-Besuch des österreichischen Außenministers Alexander Schallenberg ist Kritik an Wien laut geworden. Sein palästinensischer Amtskollege Riad Malki warf Österreich und der EU am Dienstag „Doppelmoral“ angesichts der gegenwärtigen Lage in der Region vor, wie „Der Standard“ am Dienstag berichtete.
Hintergrund der Kritik Malkis ist das derzeit erneut angespannte palästinensisch-israelische Verhältnis. Die erneute Stürmung der Al-Aksa-Moschee durch israelische Truppen im heiligen Monat Ramadan, bei der Dutzende Muslime verletzt wurden, sowie das jüngst harte Vorgehen israelischer Sicherheitskräfte gegen Palästinenser hatten zuletzt zu Auseinandersetzungen in der Region geführt.
„Wir verfolgen die Stellungnahmen der Regierungen in Europa und in Österreich, wenn es Tote auf israelischer Seite gibt“, so der palästinensische Außenminister. „Und wir erwarten denselben Umgang, wenn das auch auf unserer Seite passiert.“ Schallenberg wies die Kritik Malkis zurück. „Jedes Blutvergießen ist zu vermeiden“, erklärte er.
Auch die bislang fehlende Anerkennung Palästinas als Staat durch Wien wurde bei dem Ramallah-Besuch Schallenbergs von palästinensischen Medien und der Zivilgesellschaft thematisiert. Dies würde „den Menschen auf den Straßen Palästinas wenig“ bringen, entgegnete der österreichische Außenminister und hob stattdessen die Notwendigkeit einer Zwei-Staaten-Lösung hervor.
Palästina wirft Österreich „Doppelmoral“ vor
27 Apr. 2022
Mit Außenminister Schallenberg hat erstmals nach sechs Jahren wieder ein österreichischer Regierungsvertreter die besetzten Palästinensergebiete besucht. Doch bei dem Ramallah-Besuch des Ministers wurde Wien „Doppelmoral“ vorgeworfen.
TRT Deutsch
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