Der Erfolg von Alexander Van der Bellen bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich geht auch auf einen Zustrom von Wählern zurück, die vor sechs Jahren für den damaligen FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer gestimmt haben. Laut einer Wähleranalyse des Instituts für Wahl-, Sozial- und Methodenforschung votierte fast jeder Fünfte dieser ehemaligen Rechts-Wähler diesmal für Van der Bellen. Nur jeder Dritte der damaligen Hofer-Wähler habe diesmal sein Kreuz beim FPÖ-Kandidaten Walter Rosenkranz gemacht, hieß es. Generell hatte der ehemalige Grünen-Chef Van der Bellen großen Zuspruch bei älteren Wählern, während er von unter 30-Jährigen deutlich weniger als 50 Prozent bekam.
Amtsinhaber Van der Bellen hatte am Sonntag gegen sechs Mitbewerber einen klaren Sieg eingefahren. Hochrechnungen sehen ihn bei 56 Prozent, Rosenkranz bei rund 18 Prozent. Das Endergebnis inklusive der mehr als 800.000 Briefwahlstimmen sollte am Montagabend vorliegen. Die Wahlbeteiligung lag schätzungsweise bei 65 Prozent.
Van der Bellen erfreut über Wahlergebnis
„Dass so viele Österreicherinnen und Österreicher hingegangen sind, ihre Stimme abgegeben haben für mich, das finde ich wirklich ganz toll“, sagte der Präsident nach Bekanntwerden des Wahlausgangs vor Journalisten. Er zeigte sich auch erfreut, dass die Wähler bezüglich FPÖ-Politiker Walter Rosenkranz auf das „Gerede von ‚Der ist haushoher Favorit’ ‘‘ nicht hereingefallen seien.
Wenige Tage vor dem Urnengang hatte der Präsident im TRT Deutsch-Interview auch um die Stimmen von etwa 300.000 wahlberechtigten Türkischstämmigen geworben. Er sei „ein großer Freund der türkischen Community“ in Österreich, hatte er betont.
Da der 78-Jährige bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht hat, ist eine Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten nicht mehr nötig. Somit wird der ehemalige Grünen-Chef am 26. Januar 2023 erneut als Staatsoberhaupt Österreichs vereidigt. Seine Amtszeit beträgt sechs Jahre.
Van der Bellen wies am Sonntagabend vor seinen jubelnden Anhängern darauf hin, dass die Wahl jenseits der Grenzen genau beobachtet worden war. „Auch auf europäischer Ebene wird dieser Wahlerfolg von uns allen sehr, sehr wahrgenommen“, so der 78-Jährige. Während Van der Bellen großer Anhänger der EU ist, vertrat Gegenkandidat Rosenkranz wie die FPÖ generell äußerst EU-skeptische Positionen. So warb Rosenkranz für ein Ende der EU-Sanktionen gegen Russland.
Die Auszählung der Briefwahlstimmen hat nur noch Bedeutung für das Rennen um Platz drei. Der Chef der linken Bierpartei, Dominik Wlazny, und der rechtskonservative Kolumnist Tassilo Wallentin lagen am Sonntagabend bei jeweils rund 8 Prozent. Der rechte Blogger Gerald Grosz kam am Wahlabend auf 6 Prozent, der Kandidat der impfkritischen Partei MFG, Michael Brunner, auf 2,2 Prozent. Der links-alternative Schuh-Fabrikant Heinrich Staudinger erzielte 1,6 Prozent der Stimmen.