UNRWA-Chef: Hunger führt zu Verzweiflung und Chaos im Gazastreifen
Der Mangel an Nahrungsmitteln im Gazastreifen hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Der UNRWA-Chef berichtet von dramatischen Szenen. Die Palästinenser fühlten sich von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen, so Lazzarini.
UNRWA-Chef: Hunger führt zu Verzweiflung und Chaos im Gazastreifen / Photo: AA (AA)

Weil es im Gazastreifen so wenig Nahrungsmittel gibt, ist bei der Ankunft einer der wenigen Lastwagen mit Hilfsgütern Chaos ausgebrochen. Das berichtete der Chef des UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA), Philippe Lazzarini, am Mittwoch in Genf. „Die Palästinenser stehen vor dem dunkelsten Kapitel ihrer Geschichte seit 1948“, sagte Lazzarini. 1948 wurde der Staat Israel gegründet.

UNRWA-Chef: Hunger führt zu Verzweiflung und Chaos im Gazastreifen (AA)

Er habe mit eigenen Augen verzweifelte Menschen gesehen, die direkt auf der Straße Tüten aufrissen, um das wenige Essen zu verschlingen, das sie ergattern konnten, schilderte Lazzarini die Lage. Auf die Frage eines Vaters mit fünf Kindern, wie seine Familie mit einer einzigen Dose Bohnen fünf Tage überleben könne, habe er keine Antwort gehabt, so Lazzarini. Auch in den UNRWA-Einrichtungen, die fast eine Million durch die jüngsten israelischen Angriffe vertriebene Palästinenser beherbergen, gebe es manchmal für die Menschen nur eine kleine Flasche Wasser und eine Dose Thunfisch am Tag.

UNRWA-Chef: Hunger führt zu Verzweiflung und Chaos im Gazastreifen (AA)

Die Menschenrechte der Palästinenser würden seit 75 Jahren nicht respektiert, sagte Lazzarini. Sie fühlten sich von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen. „Die palästinensischen Flüchtlinge wollen eine Lösung, nicht nur Hilfe“, sagte er. Lazzarini verlangte eine humanitäre Feuerpause für die Versorgung der Menschen und dringende Verhandlungen über eine dauerhafte politische Lösung.

Vernichtungskrieg im Gazastreifen

Israel nahm den Vergeltungsschlag der palästinensischen Organisation Hamas am 7. Oktober als Vorwand, um einen Vernichtungskrieg im Gazastreifen zu starten. Erklärtes Ziel der israelischen Angriffe ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bisher Zehntausende Zivilisten getötet.

Nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde in Gaza wurden dort bisher mehr als 18.600 Menschen durch Angriffe Israels getötet. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können.

TRT Deutsch und Agenturen