UNO: Fast 70 Prozent der Toten in Gaza sind Frauen und Kinder
Israel behauptet, in Gaza gezielt Hamas-Kämpfer ins Visier zu nehmen. Doch Zahlen der UN zeichnen ein anderes Bild. Demnach werden bei den Angriffen der israelischen Armee größtenteils Zivilisten getötet – vor allem Frauen und Minderjährige.
UNO: Rund 70 Prozent der Toten im Gazastreifen sind Frauen und Kinder / Photo: AA (AA)

Im Gazastreifen sind fast 70 Prozent der durch Israels Angriffe getöteten Palästinenser nach Angaben der Vereinten Nationen Frauen und Kinder. Aus einem am Freitag veröffentlichten Bericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte geht hervor, dass diese Bevölkerungsgruppe in den ersten sechs Monaten des Gaza-Kriegs einen Großteil der Toten ausmachte. „Wir glauben, dass dies repräsentativ für die Verteilung aller Toten ist“, sagte die Sprecherin des Hochkommissariats, Ravina Shamdasani, der Nachrichtenagentur AFP.

Die UN-Zahlen stützen sich auf eine detaillierte Auswertung eines Teils der Opferzahlen zwischen November 2023 und April 2024. Demnach wurden für diesen Zeitraum insgesamt 8119 der mehr als 34.500 gemeldeten Toten überprüft. Darunter befanden sich dem Bericht zufolge 3588 Kinder und 2036 Frauen – was fast 70 Prozent ausmacht.

Der Anteil von Frauen und Kindern deutet nach Ansicht des UN-Menschenrechtsbüros auf eine „systematische Verletzung der grundlegenden Prinzipien des humanitären Völkerrechts, besonders der Unterscheidung und der Verhältnismäßigkeit“ hin.

UN: Zahlen der Gesundheitsbehörde in Gaza sind zuverlässig

Die UN und mehrere andere Staaten stufen die veröffentlichten Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde in Gaza als zuverlässig ein. Israel bestreitet diese Zahlen dagegen seit Beginn des Vernichtungskriegs. Aus den täglich veröffentlichten Angaben geht etwa nicht hervor, ob es sich bei den Toten um Kämpfer der Hamas oder um Zivilisten handelt.

Israel hatte zwar behauptet, bei dem militärischen Vorgehen im Gazastreifen Kämpfer der Hamas und deren Infrastruktur ins Visier zu nehmen – nach den Erkenntnissen der Vereinten Nationen entspricht die demographische Zusammensetzung der untersuchten Todesfälle jedoch der Bevölkerung des Gazastreifens.

Weiter zeigte die UN-Auswertung, dass etwa 80 Prozent der Menschen bei israelischen Angriffen auf Wohngebäude oder ähnliche Unterkünfte getötet wurden. In fast allen Fällen wurden demnach fünf oder mehrere Menschen getötet.

Die Todesfälle in Wohnhäusern konnten laut dem UN-Hochkommissariat zu einem Teil durch drei verschiedene unabhängige Quellen bestätigt werden. Die Sammlung und Überprüfung von Informationen über Menschen, die unter anderen Umständen getötet worden seien, sei jedoch viel schwieriger, heißt es in dem Bericht.

UNO: Rund 70 Prozent der Toten im Gazastreifen sind Frauen und Kinder (AA)

Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza

Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der palästinensischen Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober 2023 einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bislang Zehntausende Zivilisten getötet.

Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Doch auch dort sind sie israelischen Angriffen ausgesetzt. Zudem herrscht eine akute Hungerkrise, die Hungertote fordert.

Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober 2023 mehr als 43.400 Menschen getötet und mehr als 102.200 verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Todesopfer handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.

TRT Deutsch und Agenturen