UNHCR fordert Ende israelischer Angriffe in Nahost
Der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks beklagt, dass Hunderttausende Zuflucht vor israelischen Luftangriffen suchen. „Der Unterschied zwischen Zivilisten und Kombattanten ist bedeutungslos geworden“, sagte Grandi.
UNHCR fordert Ende israelischer Angriffe in Nahost/ Photo: AFP (AFP)

Der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Filippo Grandi, hat ein Ende der israelischen Angriffe im Libanon und im Gazastreifen gefordert. „Eine von einem sinnvollen Friedensprozess gestützte Waffenruhe ist der einzige Weg, um den Kreislauf aus Gewalt, Hass und Elend zu durchbrechen“, sagte Grandi am Montag zu Beginn der jährlichen Sitzung des UNHCR-Exekutivausschusses in Genf. Lediglich ein Ende der israelischen Angriffe könne „die Gefahr eines großen regionalen Krieges mit globalen Auswirkungen eindämmen“.

Mit Blick auf den Libanon beklagte der UNHCR-Chef, dass Hunderttausende auf der Suche nach „Zuflucht vor israelischen Luftangriffen“ seien und fügte an: „Einmal mehr ist der Unterschied zwischen Zivilisten und Kombattanten fast bedeutungslos geworden.“

Zudem erklärte Grandi, trotz der Angriffe Israels auf UN-Helfer würden die Vereinten Nationen „vor Ort bleiben und Hilfe leisten“.

Grandi unterstrich zudem, dass seit der Ausweitung der israelischen Angriffe nach UNHCR-Angaben 276.000 Menschen aus dem Libanon in Richtung Syrien geflohen seien. 70 Prozent von ihnen seien Syrer. Libanesische Angaben, denen zufolge ihre Zahl bereits 400.000 erreicht hatten, seien sogar „näher an der Realität“.

Es handle sich um die „größte Rückkehrbewegung nach Syrien“ seit Beginn des Bürgerkriegs im Land im Jahr 2011, sagte Grandi.

Israelische Angriffe auf den Libanon

Die israelische Armee führt derzeit massive Luftangriffe auf den Libanon durch. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hisbollah, doch es wurden bereits Hunderte Zivilisten getötet. Nach Angaben aus dem Libanon wurden bei den Luftangriffen Israels seit dem 23. September mehr als 2.300 Menschen getötet und rund 10.700 verletzt. Rund 1,2 Millionen Menschen befinden sich demnach auf der Flucht.

Seit Beginn des israelischen Vernichtungskrieges in Gaza unterstützt die Hisbollah-Miliz den Widerstandskampf der Palästinenser. Es kommt immer wieder zu Gefechten in der libanesisch-israelischen Grenzregion.

Der Konflikt hatte sich deutlich zugespitzt, nachdem hunderte mutmaßlich von Israel präparierte Pager und Walkie-Talkies im Libanon gleichzeitig explodierten. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen am 17. und 18. September wurden mindestens 37 Menschen getötet, darunter auch Kinder. Fast 3000 Personen wurden verletzt. Am 27. September ermordete Israel den Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in Beirut und marschierte am 1. Oktober in den Süden Libanons ein.

TRT Deutsch und Agenturen