Die UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hat die israelischen Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen als mögliche Kriegsverbrechen bezeichnet. Sollte sich herausstellen, dass die Bombardements „wahllos und unverhältnismäßig“ gegen Zivilisten und zivile Einrichtungen gerichtet waren, „dann würden solche Angriffe Kriegsverbrechen darstellen“, sagte Bachelet am Donnerstag bei einer Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf. Sie habe keine Belege dafür gesehen, dass es sich bei den attackierten Gebäuden im Gazastreifen hauptsächlich um militärische Ziele gehandelt habe.
Die israelische Offensive habe zu vielen zivilen Opfern und zu einer massiven Beschädigung von Regierungsgebäuden, medizinischen Einrichtungen, Wohnhäusern und Büros humanitärer Organisationen geführt, sagte Bachelet.
Die UN-Menschenrechtskommissarin verurteilte zugleich die Angriffe der Hamas auf Israel, die ohne Unterscheidung zwischen militärischen Zielen und Zivilisten verübt worden seien. Somit handele es sich um einen Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht.
Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern war zuletzt wieder aufgeflammt. Als Auslöser gelten unter anderem die israelischen Zwangsräumungen im arabischen Viertel Scheich Dscharrah sowie heftige Angriffe israelischer Sicherheitskräfte auf dem Tempelberg. Die Anlage mit Felsendom und Al-Aqsa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam.
Bis zum Inkrafttreten einer Waffenruhe am vergangenen Freitag wurden mehr als 250 Palästinenser im Gazastreifen getötet, darunter 66 Kinder. Bei den Raketenangriffen der Hamas auf Israel wurden nach Armeeangaben zwölf Menschen getötet.