UN-Hilfsarbeiter beklagen immer verheerendere Bedingungen in Gaza
Die humanitäre Lage in Gaza ist katastrophal. Laut einer UNRWA-Sprecherin gibt es dort keine Menschlichkeit mehr. Die Menschen warten auf den Tod, sagt sie. UN-Hilfsarbeiter kritisieren, dass ihre humanitäre Arbeit von Israel eingeschränkt wird.
UN-Hilfsarbeiter beklagen immer verheerendere Bedingungen in Gaza / Photo: DPA (DPA)

Mit eindringlichen Worten haben UN-Hilfsarbeiter im Gazastreifen immer verheerendere Bedingungen für ihre Hilfe beklagt. „Die humanitäre Arbeit wurde unglaublich eingeschränkt“, sagte Sam Rose, Planungsdirektor des Hilfswerks UNRWA, während einer Schalte zu einer UN-Pressekonferenz in New York. Allein im August habe es mehr als ein Dutzend Evakuierungsbefehle der israelischen Armee für Bewohner und Hilfsarbeiter gegeben, vielerorts fehle es an Zugang zu Wasser oder Seife. „Das Einzige, was wir sicher sagen können, ist, dass es morgen schlimmer wird als heute“, ergänzte Rose.

„Ich habe keine Worte, um zu beschreiben, was wir Tag für Tag hier sehen“, sagte UNRWA-Sprecherin Louise Wateridge. „Es gibt hier keine Menschlichkeit mehr. Wenn man mit den Menschen redet, sagen sie einem nur, dass sie auf den Tod warten.“ Nur etwa sechs Prozent der Kinder im Süden des Gazastreifens und nur ein Prozent der Kinder im Norden seien ausreichend ernährt.

„Wir rufen zu einer humanitären Feuerpause auf, damit wir sicher Polioimpfungen verteilen können“, sagte Rose. Eltern müssten ihre Kinder für die Impfungen sicher zu Krankenhäusern und Notunterkünften bringen können. Die UN will rund 640.000 Kinder impfen. „Ohne die Impfung wissen wir, dass die Bedingungen noch schlimmer werden, aber es ist nicht sicher, dass die Aktion ein Erfolg wird“, so Rose.

Nach Warnungen vor einem massiven Polio-Ausbruch waren am Sonntag Impfstoffe in den Gazastreifen gebracht worden. Es seien Impfstoffe für 1,25 Millionen Menschen über den Grenzübergang Kerem Schalom in den Küstenstreifen transportiert worden, teilte die für Palästinenserangelegenheiten zuständige israelische Behörde Cogat mit.

Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza

Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der palästinensischen Organisation Hamas am 7. Oktober einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bislang Zehntausende Zivilisten von Israels Armee getötet.

Humanitäre Hilfslieferungen werden seither von Israel behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Doch auch dort sind sie israelischen Angriffen ausgesetzt. Zudem herrscht eine akute Hungerkrise, die Hungertote fordert.

UN-Hilfsarbeiter beklagen immer verheerendere Bedingungen in Gaza (DPA)

Wasserkrise löst Krankheiten aus

Neben dem Mangel an Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten leiden die Palästinenser in der Enklave zudem unter einer schweren Wasserkrise. All diese Umstände haben das Leid der Menschen in Gaza vergrößert, die schon seit etwa zehn Monaten israelischen Angriffen ausgesetzt sind.

Angesichts der Wasserknappheit sind die Menschen im Gazastreifen dazu übergegangen, in verlassenen Gebieten in Meeresnähe Brunnen zu graben, wohin sie durch Bombardierungen getrieben wurden. Oder sie nutzen das salzige Leitungswasser aus der einzigen Wasserquelle des Gazastreifens, das inzwischen mit Meerwasser und Abwässern verseucht ist. Die Kinder legen lange Strecken zurück, um Wasser von behelfsmäßigen Sammelstellen zu holen.

Nach Angaben von Oxfam hat der Gazastreifen fast seine gesamte Kapazität für Wasserproduktion verloren: 88 Prozent der Brunnen und alle Entsalzungsanlagen sind durch israelische Angriffe beschädigt oder zerstört worden.

TRT Deutsch und Agenturen