Die Leiter von großen UN-Organisationen haben in einer seltenen gemeinsamen Erklärung eine „sofortige humanitäre Waffenruhe“ im Israels Vernichtungskrieg gegen den Gazastreifen gefordert. „Seit fast einem Monat beobachtet die Welt die Entwicklung der Situation in Israel und den besetzten palästinensischen Gebieten mit Schock und Entsetzen über die steigende Zahl verlorener und auseinandergerissener Menschenleben“, heißt es in der am Sonntag veröffentlichten Erklärung.
„Wir brauchen eine sofortige humanitäre Waffenruhe. Es sind 30 Tage vergangen. Genug ist genug. Das muss jetzt aufhören“, heißt es in der Erklärung weiter, der sich auch die Leiter des Kinderhilfswerks Unicef, des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen und der Weltgesundheitsorganisation angeschlossen haben.
Im Gazastreifen werde „eine ganze Bevölkerung belagert und angegriffen“, der Zugang zum Überlebensnotwendigen werde verwehrt. Häuser, Unterkünfte, Krankenhäuser und Kultstätten würden „bombardiert“. Dies sei „inakzeptabel“, heißt es weiter.
Nach Angaben der Leiter der UN-Organisationen, müssten Lieferungen von Lebensmitteln, Wasser, Medizin und Treibstoff in den Gazastreifen erlaubt werden, um der Bevölkerung dort zu helfen.
Humanitäre Krise in Gaza
Israel hatte zuletzt die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom gestoppt und zugleich massive Luftangriffe gestartet. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein. Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. UN-Organisationen bezeichnen die humanitäre Lage vor Ort als katastrophal.
Israel nahm den Vergeltungsschlag der Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober als Vorwand, um seine Belagerung des Gazastreifens enger zu schnüren und einen Vernichtungskrieg zu starten. Ultrarechte Politiker der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zitieren als Rechtfertigung immer wieder Verse aus dem Alten Testament. Erklärtes Ziel der israelischen Angriffe ist die Hamas, doch es wurden bisher Tausende Zivilisten getötet.
Nach Angaben der Behörden in Gaza wurden dort seit dem 7. Oktober mehr als 9700 Menschen getötet, darunter rund 4800 Kinder und 2055 Frauen.