UN: 915 Lkw mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gefahren
Während des israelischen Vernichtungskrieges in Gaza hatte Israel humanitäre Hilfslieferungen in die Enklave blockiert. Nach der Waffenruhe haben nun die ersten Hilfsgüter Gaza erreicht. Laut UN ist der Bedarf an Hilfe unermesslich.
19.01.2025, Gaza, Rafah: Ein Drohnenfoto zeigt, wie Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern über den Kerem-Shalom-Übergang von Ägypten in den Gazastreifen fahren. / Photo: DPA (Others)

Am zweiten Tag der Waffenruhe in Gaza sind nach Angaben der Vereinten Nationen insgesamt 915 Lastwagen mit Hilfsgütern in die Enklave eingefahren. Dies hätten Kollegen vor Ort berichtet, sagte Farhan Haq, Vizesprecher von UN-Generalsekretär António Guterres.

Das wären wesentlich mehr als während des Krieges. Denn Israel hatte humanitäre Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen blockiert. Vor dem israelischen Vernichtungskrieg, der am 7. Oktober 2023 begann, hatten an normalen Tagen rund 500 Lastwagen Waren in den Küstenstreifen transportiert.

Ägypten habe rund 350 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen geschickt, sagte ein Vertreter des Ägyptischen Roten Halbmonds. Wie am Vortag kamen die Güter über den von Israel kontrollierten Grenzübergang Kerem Schalom in das abgeriegelte Küstengebiet.

In der Nähe des ägyptischen Grenzübergangs Rafah stehen dem Ägyptischen Roten Halbmond zufolge mehr als 3.000 Lkw bereit, um Hilfsgüter nach Gaza zu bringen.

Katar erklärte, es werde während der ersten zehn Tage der Waffenruhe täglich 1,2 Millionen Liter Treibstoff für den Gazastreifen zur Verfügung stellen. Über Kerem Schalom seien 25 Lkw mit Treibstoff gekommen, um unter anderem Krankenhäuser und Notunterkünfte mit Strom zu versorgen, teilte das katarische Außenministerium mit.

UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher schrieb bei X, am Sonntag seien mehr als 630 Lkw mit Hilfsgütern nach Gaza eingefahren. Fast die Hälfte dieser Güter sei für den nördlichen Teil Gazas bestimmt. Nach 15 Monaten Krieg in Gaza sei der Bedarf an humanitärer Hilfe unermesslich, schrieb Fletcher. „Wir dürfen keine Zeit verlieren“, betonte er.

Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza

Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober 2023 einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden Zehntausende Zivilisten getötet.

Israel stoppte die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom und startete zugleich massive Luftangriffe. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein.

Humanitäre Hilfslieferungen wurden von Israel behindert. Mehr als eine Million Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Mittlerweile ist die Infrastruktur in Gaza fast komplett zerstört und es gibt kaum noch unbeschädigte Gebäude. UN-Organisationen bezeichnen die humanitäre Lage vor Ort als katastrophal.

Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober 2023 mehr als 47.000 Menschen getötet und mehr als 111.000 weitere verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Todesopfer handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder. Zudem sollen rund 10.000 Palästinenser von israelischen Soldaten verschleppt worden sein.

TRT Deutsch und Agenturen