Im Sudan sind seit Ausbruch der Kämpfe zwischen Armee und Milizen zahlreiche Lager mit humanitären Hilfsgütern geplündert worden. Die Vorräte im Land gingen zur Neige, sagte UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths am Sonntag. Im Hafen von Port Sudan stehen zwar fünf Container der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wie ein UN-Sprecher sagte. Nach Angaben von Griffiths warten die Helfer aber darauf, dass die örtlichen Behörden die Ladung freigeben.
„Die meisten unserer Vorräte sind nach massiven Plünderungen der Lager und Büros von humanitären Organisationen weg“, sagte Griffiths vor einer Reise in die Region. „Wir suchen dringend nach Wegen, mehr Material ins Land zu bringen und zu verteilen.“
Die beiden Konfliktparteien erklärten, eine dreitägige Waffenruhe, die in der Nacht zum Montag auslaufen sollte, um 72 Stunden verlängern zu wollen. Trotz vereinbarter Feuerpause kam es vereinzelt zu Kämpfen. Die Konfliktparteien machten sich gegenseitig dafür verantwortlich. Die Streitkräfte versprachen eine Verlängerung der Waffenruhe, um die sich die USA und Saudi-Arabien bemüht hätten. Die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) erklärte, sie sei aus humanitären Gründen ebenfalls für die Verlängerung.
Mit dem ersten Hilfstransport der Organisation seit Beginn der Kämpfe vor zwei Wochen hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) rund acht Tonnen medizinischer Hilfsgüter aus Jordanien nach Port Sudan geflogen. Geliefert wurden unter anderem Betäubungsmittel, Verbände und chirurgisches Material. Damit könnten Tausende Menschen mit Schussverletzungen versorgt werden, teilte das IKRK mit. Eine weitere Maschine mit Hilfsgütern solle bald folgen. Die Mitarbeiter im sudanesischen Gesundheitswesen hätten „Unmögliches geleistet: Verletzte ohne Wasser, Strom und grundlegende medizinische Vorräte zu versorgen“, sagte der Afrika-Direktor des IKRK, Patrick Youssef.
Hauptstadt Khartum vorübergehend beruhigt
Die Waffenruhe hatte am Wochenende zeitweise fast schon eine gewisse Normalität in Teile der umkämpften Hauptstadt Khartum zurückgebracht. Augenzeugen berichteten, die Polizei patrouilliere wieder in den Straßen - unter anderem, um Plünderungen zu verhindern. Nur vereinzelt waren demnach Schüsse zu hören. Aus manchen Stadtteilen gab es jedoch Berichte sporadischer Gefechte.
In dem nordostafrikanischen Land mit rund 46 Millionen Einwohnern kämpfen die Streitkräfte unter Führung von De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan seit dem 15. April gegen die Milizen seines Stellvertreters Mohammed Hamdan Daglo, der die RSF anführt. Die beiden Generäle hatten die Führung des Sudans einst durch gemeinsame Militärcoups übernommen. Wegen Fragen der Machtverteilung kam es aber zum Zerwürfnis zwischen beiden Lagern.
Nach Angaben des sudanesischen Ärztekomitees sind viele Krankenhäuser infolge der Gefechte nicht mehr funktionstüchtig. Zudem fehle es an Medikamenten, medizinischen Gütern und Blutkonserven. Nach Angaben der Behörden haben die Kämpfe bereits mehr als 500 Menschen das Leben gekostet, fast 5000 sind verletzt worden.