Schweden: Behörde bestätigt Diskriminierung türkischer Studentin
Schwedens Antidiskriminierungsbehörde hat in einem Fall zugunsten einer türkischen Studentin entschieden. Ihr war ein Praktikum an der Uni Stockholm verweigert worden – als Reaktion auf die damalige Blockade von Schwedens NATO-Beitritt durch Türkiye.
Stockholm: Diskriminierung türkischer Studentin bestätigt / Photo: DPA (DPA)

Nachdem eine türkische Studentin in Schweden wegen der Haltung Türkiyes zu Schwedens NATO-Beitritt bei einer Praktikumsbewerbung eine Ablehnung erhalten hatte, hat nun die schwedische Gleichstellungsbehörde den Fall als Diskriminierung eingestuft.

„Ich würde Sie gerne annehmen. Aber da Türkiye Schweden nicht erlaubt, der NATO beizutreten, muss ich ablehnen. Tut mir leid!“, hatte Per Carlbring, Professor an der Psychologischen Fakultät der Universität Stockholm, der türkischen Studentin Fatma Zehra Solmaz im Jahr 2022 geschrieben.

Der Fall wurde öffentlich bekannt, nachdem TRT World darüber berichtet hatte. Solmaz hatte die Antwort des Professors als „diskriminierend“ und „politisch motiviert“ bezeichnet. Am 5. Dezember 2022 reichte sie Beschwerde ein. Ein Jahr später ermittelte die schwedische Gleichstellungsbehörde (DO) wegen des Vorwurfs der Diskriminierung.

Nun wurde die Universität Stockholm auf ihre institutionelle Verantwortlichkeit hingewiesen. Die Ablehnung von Solmaz wurde als Verstoß gegen das Antidiskriminierungsgesetz eingestuft, wie Sveriges Radio berichtete. Die Universität habe argumentiert, es handele sich um eine „unbedachte Bemerkung“.

„Eine Studentin, die ihr Studium unter besten Bedingungen fortsetzen möchte, mit der politischen Haltung ihres Herkunftslandes in Verbindung zu bringen, ist eine infame Art, Charakter und Fähigkeiten zu beurteilen“, hatte Solmaz in ihrer Beschwerde verlautbart.

Uni-Vertreterin entschuldigt sich

Zum Zeitpunkt des Vorfalls studierte Solmaz Psychologie an der Ibn-Haldun-Universität in Istanbul und bewarb sich im Rahmen eines europäischen Stipendienprogramms für ein Praktikum im Sommer 2023 – unter anderem an der Universität Stockholm.

Nach Bekanntwerden des Falls entschuldigte sich Torun Lindholm Ojmyr, die stellvertretende Leiterin der Fakultät, bei Solmaz. Sie erklärte, Professor Carlbring habe sein Verhalten als unangemessen erkannt. Maßnahmen wie Schulungen zu Gleichbehandlung und Diskriminierungsgesetzen seien geplant. Carlbring arbeitet weiterhin an der Universität, hat jedoch nach der öffentlichen Kritik seine Social-Media-Accounts gelöscht.

Laut schwedischem Recht ist Diskriminierung aufgrund ethnischer oder nationaler Herkunft verboten. Die Entscheidung der Gleichstellungsbehörde ist nicht bindend, eröffnet Solmaz jedoch die Möglichkeit, Schadenersatz einzuklagen.

Der Vorfall ereignete sich vor dem Hintergrund von Spannungen zwischen Schweden und Türkiye über den NATO-Beitritt Schwedens. Während Türkiye als NATO-Mitglied Finnlands Antrag im März 2023 genehmigte, verzögerte es Schwedens Aufnahme wegen Sicherheitsbedenken. Erst im Januar 2024 stimmte Türkiye Schwedens Beitritt zu.

TRT Deutsch und Agenturen