Ost-Libanon: Israel kündigt weitere Angriffe an
Erst der Süden, nun wohl verstärkt der Osten des Landes: Das israelische Militär greift im Libanon massiv an. Bewohner der historischen Stadt Baalbek sind auf der Flucht. Auch ein UNESCO-Weltkulturerbe ist in Gefahr.
Rauchwolken über Baalbek in Ost-Libanon (30. Oktober 2024) / Photo: AFP (AFP)

Das israelische Militär hat einen Angriff auf die libanesische Stadt Baalbek im Osten des Landes und umliegender Orte angekündigt. Bewohner seien aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen, teilte ein Sprecher des Militärs mit. Auf einer Karte markierte die Armee große Teile Baalbeks sowie die angrenzende Orte Duris und Ain Bordai. Ziel seien Hisbollah-Stellungen.

Rund 80.000 Menschen leben in Baalbek. Zudem haben viele Binnenflüchtlinge aus dem Südlibanon in Baalbek und der umliegenden Region Zuflucht vor israelischen Angriffen gesucht. Die Gegend gilt als Hochburg der schiitischen Hisbollah-Miliz.

Viele Bewohner verließen in Panik die betroffenen Gebiete, wie Augenzeugen der Deutschen Presse-Agentur berichteten. Per Lautsprecher aus Moscheen wurden die Menschen demnach in Befürchtung bevorstehender Angriffe auch von libanesischer Seite zur Evakuierung aufgerufen.

Es war die erste Aufforderung dieser Art in dem Gebiet seit Beginn des aktuellen Kriegs zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär im Libanon. Israelische Medien sprachen von einer „außergewöhnlichen“ Evakuierungsaufforderung.

Römische Tempelanlagen in Baalbek zählen zum Unesco-Weltkulturerbe.

Israelische Angriffe auf den Libanon

Die israelische Armee führt seit Wochen massive Luftangriffe auf den Libanon durch. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hisbollah-Miliz, doch es werden zahlreiche Wohngebiete getroffen. Seit Ende September meldeten die Behörden im Libanon mehr als 2.700 Tote und rund 12.500 Verletzte. Demnach befinden sich 1,3 Millionen Menschen auf der Flucht vor der israelischen Aggression. Seit Beginn des israelischen Vernichtungskrieges in Gaza unterstützt die Hisbollah-Miliz den Widerstandskampf der Palästinenser. Es kommt immer wieder zu Gefechten in der libanesisch-israelischen Grenzregion.

Der Konflikt hatte sich deutlich zugespitzt, nachdem hunderte mutmaßlich von Israel präparierte Pager und Walkie-Talkies im Libanon gleichzeitig explodierten. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen am 17. und 18. September wurden nach libanesischen Angaben mindestens 37 Menschen getötet, darunter auch Kinder. Rund 3000 Personen wurden demnach verletzt. Am 27. September ermordete Israel den Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in Beirut und marschierte am 1. Oktober in den Süden Libanons ein.

TRT Deutsch und Agenturen