Die israelische Armee hat in Tulkarem im nördlichen Westjordanland nach palästinensischen Angaben eine Schwangere erschossen. Auch das ungeborene Kind habe nicht überlebt, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Die israelische Armee teilte mit, es sei eine Untersuchung des Vorfalls durch die Verbrechensabteilung der Militärpolizei eingeleitet worden.
Die 23-jährige Palästinenserin sei im achten Monat schwanger gewesen. Auch ihr Mann sei lebensgefährlich verletzt worden, als israelische Soldaten das Feuer auf ihr Fahrzeug im Flüchtlingsviertel Nur Schams eröffneten. Zudem wurde eine weitere Palästinenserin im Alter von 21 Jahren tödlich durch Schüsse verletzt, teilte das Gesundheitsministerium weiter mit.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz teilte mit, die Armee weite ihre Invasion im nördlichen Westjordanland auch auf das Flüchtlingsviertel Nur Schams aus. „Wir zerschmettern die Terror-Infrastruktur in den Flüchtlingslagern und verhindern ihre Rückkehr“, hieß es in seiner Mitteilung.
Nach Angaben des Gouverneurs von Tulkarem, Abdullah Kmail, hat Israel massive Zerstörungen in Nur Schams angerichtet. Hunderte Menschen hätten ihre Häuser verlassen müssen, sagte er. Nach Angaben der palästinensischen Hilfsorganisation Roter Halbmond wurde auch ein 14-Jähriger durch Schüsse im Bauch verletzt.
Israel hatte im Januar in Dschenin, das als Hochburg des palästinensischen Widerstands gilt, die größte Invasion seit langem begonnen.
In dem seit 1967 von Israel besetzten Westjordanland hat sich die Lage seit Beginn des israelischen Vernichtungskrieges gegen den Gazastreifen deutlich verschärft. Nach Angaben palästinensischer Behörden wurden dort seit Beginn des Krieges mindestens 910 Palästinenser von israelischen Soldaten oder illegalen israelischen Siedlern getötet.
Im Westjordanland leben rund drei Millionen Palästinenser sowie etwa 700.000 Israelis in Siedlungen, die von der UNO als völkerrechtswidrig eingestuft werden. Immer wieder kommt es dort zu Übergriffen auf Palästinenser durch extremistische Siedler und israelische Soldaten. Der UN-Sicherheitsrat hat diese Siedlungen 2016 für völkerrechtswidrig erklärt und Israel aufgefordert, alle Siedlungsaktivitäten einzustellen.
