Donnerstag, 14.09.2023
16:05 - UN: Vermeidbare Todesopfer bei Überschwemmungen in Libyen
Die Mehrzahl der Todesopfer bei den Überschwemmungen in Libyen hätte nach Ansicht der Vereinten Nationen vermieden werden können. Dafür wären ein funktionierendes Warnsystem vor der drohenden Katastrophe sowie ein besseres Krisenmanagement notwendig gewesen, erklärte am Donnerstag die UN-Weltwetterorganisation (WMO). International lief derweil die Hilfe für die Überlebenden der Katastrophe an, bei der nach offiziellen Angaben mindestens 4000 Menschen getötet wurden.
Die exakte Opferzahl war auch am Donnerstag noch nicht bekannt. Dass so viele Menschen ihr Leben verloren, hätte nach Ansicht der WMO aber verhindert werden können. Wenn es in dem von jahrelangem Bürgerkrieg zerrütteten Land eine bessere Koordination gegeben hätte, dann hätten Warnungen ausgegeben und die Bevölkerung evakuiert werden können, sagte Organisationsvertreter Petteri Taalas in Genf. „Und wir hätten die meisten der menschlichen Opfer vermeiden können.“
Taalas verwies unter anderem darauf, dass durch den Bürgerkrieg in Libyen „große Teile des Wetterbeobachtungssystems zerstört wurden“. Weil die nötigen Warnungen ausblieben, habe es keine Evakuierungen gegeben. Zudem habe in mehreren Städten im Osten des Landes, darunter die besonders betroffene Küstenstadt Darna, eine Ausgangssperre gegolten - die Menschen mussten also in ihren Häusern bleiben.
14:52 - Deutsche Hilfsgüter nach Libyen verschickt
Die ersten deutschen Hilfsgüter für Libyen sind am Donnerstag am Fliegerhorst in Wunstorf bei Hannover auf zwei Transportflugzeuge verladen worden. Es handele sich um etwa 100 Zelte, 1000 Betten, Isomatten, Schlafsäcke und Notstromgeneratoren im Wert von etwa 500 000 Euro, sagte Johann Saathoff, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium, vor Ort. Die erste Maschine hob gegen 14.30 Uhr in Richtung Libyen ab.
Die Bundesrepublik halte solche Hilfsgüter für genau solche Katastrophenfälle vor, sagte Saathoff. Das Material wurde ihm zufolge von mehreren Stellen in Deutschland nach Wunstorf gebracht, nachdem das Hilfeleistungsangebot von Libyen angenommen worden war. Nach Angaben eines THW-Sprechers kann mit dem Material 1000 Menschen vor Ort direkt geholfen werden. Zwei Logistiker fliegen demnach mit nach Libyen, kehren nach dem Entladen am Abend wieder zurück.
10:16 - Internationale Hilfe erreicht libysche Überschwemmungsgebiete
Nach den schweren Überschwemmungen im Osten Libyens mit tausenden Toten ist die internationale Hilfe in Schwung gekommen. So wurde für Donnerstag ein italienisches Marineschiff zur logistischen und medizinischen Unterstützung vor der libyschen Küste erwartet. Militärtransportflugzeuge aus Ländern des Nahen Ostens und Europas flogen Nothilfe in das nordafrikanische Land.
Die UNO hatte zehn Millionen Dollar (etwa 9,3 Millionen Euro) Hilfsgelder für die Überlebenden der Überflutungen zugesagt. Die Helfer erwarteten schwierige Bedingungen durch zerstörte, blockierte und überschwemmte Straßen, erklärte die Internationale Organisation für Migration (IOM). In der besonders betroffenen Hafenstadt Darna sei die Brücke über den Fluss eingestürzt, die den Ost- mit dem Westteil der Stadt verbindet.
Die EU-Kommission hatte am Mittwoch mitgeteilt, erste Hilfsgüter aus Deutschland, Rumänien und Finnland in die Überschwemmungsgebiete gesendet zu haben. Frankreich schickte rund 40 Rettungskräfte und mehrere Tonnen medizinisches Material. Großbritannien kündigte am Mittwoch ein „erstes Paket“ mit Hilfsgeldern in Höhe von bis zu einer Million Pfund (rund 1,2 Millionen Euro) für Libyen an.
Türkiye war eines der ersten Länder gewesen, die auf die Katastrophe reagierten. Ankara erklärte am Mittwoch, per Schiff weitere Hilfe ins Land zu senden, so etwa zwei Feldlazarette. Auch Algerien, Katar und Tunesien sagten Unterstützung zu. Die Vereinigten Arabischen Emirate schickten zwei Flugzeuge mit 150 Tonnen Hilfsgütern. Aus Kuwait startete am Mittwoch ein Flieger mit weiteren 40 Tonnen Material.
08:40 - Luftwaffe unterstützt Libyen mit THW-Hilfsgütern
Die Luftwaffe will vom Fliegerhorst in Wunstorf aus Hilfsgüter des THW in das Überschwemmungsgebiet nach Libyen bringen. Am Donnerstag sollen zwei Transportflugzeuge mit Material bestehend aus Matratzen, Zelten, Decken, Feldbetten und Generatoren starten, wie die Luftwaffe mitteilte. Nach einem internationalen Hilfeleistungsersuchen Libyens an die EU habe die Bundesregierung schnelle Hilfe zugesagt. Über Details will die Luftwaffe vor Ort vor den Starts informieren.
07:17 - Bürgermeister: 20.000 Tote in Darna
Nach den katastrophalen Überschwemmungen in Libyen befürchtet der Bürgermeister der schwer betroffenen Hafenstadt Darna allein dort bis zu 20.000 Todesopfer. „Wir erwarten eine sehr hohe Zahl von Opfern. Ausgehend von den zerstörten Bezirken in der Stadt Darna können es 18.000 bis 20.000 Tote sein“, sagte Bürgermeister Abdel-Moneim al-Gheithy dem arabischen Fernsehsender Al Arabia. Der Sturm hatte am Sonntag das nordafrikanische Land erfasst. Nahe Darna brachen zwei Dämme, ganze Viertel der 100.000 Einwohner zählenden Stadt wurden ins Meer gespült. Ganze Straßenzüge sind in meterhohem Schlamm versunken.
04:36 - Internationale Hilfe dringend benötigt
In Libyen schwindet nach den furchtbaren Überschwemmungen die Hoffnung auf Überlebende. Während Rettungsteams weiter in den Trümmern eingestürzter Gebäude suchen, müssen in Leichensäcke gehüllte Opfer in Massengräbern verscharrt werden. Nach Angaben der Verwaltung im Osten des Landes kamen mehr als 5000 Menschen ums Leben. Die genaue Zahl ist nur schwer unabhängig zu beziffern. Es wird aber befürchtet, dass noch weit mehr Tote geborgen werden. Unterdessen gibt es verzweifelte Rufe nach mehr humanitärer Hilfe für die Überlebenden in dem nordafrikanischen Land.
Das deutsche Technische Hilfswerk (THW) brachte derweil Hilfslieferungen auf den Weg. Es handelt sich nach Angaben der Organisation um 100 Zelte mit Beleuchtung, 1000 Feldbetten, 1000 Decken, 1000 Isomatten und 80 Stromgeneratoren. Einem Sprecher zufolge brachen acht Lastwagen noch am Mittwochabend in Richtung Wunstorf bei Hannover auf. Vom dortigen Bundeswehrstandort sollte die Fracht an diesem Donnerstag nach Libyen gebracht werden.
Die Sorge gelte auch den Hunderttausenden von Flüchtlingen und anderen Migranten aus mehr als 40 Ländern, für die Libyen das Sprungbrett nach Europa sei, berichtete die englischsprachige Zeitung „Arab News“ mit Sitz in Saudi-Arabien. Auch unter diesen Menschen dürfte es Opfer geben, die von den Überschwemmungen mitgerissen wurden, hieß es.
Derweil hat die Europäische Union ihr Katastrophenschutzverfahren aktiviert und koordiniert Hilfsangebote aus verschiedenen EU-Ländern. Auch die Vereinten Nationen haben ein Team vor Ort. Libyen hatte ein internationales Hilfeersuchen gestellt.
Neben Darna sind auch andere Städte wie Al-Baida, Al-Mardsch, Susa und Schahat betroffen. „Wir brauchen einfach Leute, die die Situation verstehen - logistische Hilfe, Hunde, die Menschen riechen können und sie aus dem Boden holen. Wir brauchen einfach humanitäre Hilfe, Leute, die wirklich wissen, was sie tun“, sagte ein libyscher Arzt, der in einer Klinik nahe Darnas arbeitet, dem britischen Sender BBC.
01:57 - Ärzte ohne Grenzen schickt Notfallteam nach Libyen
Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen setzt sich nach den katastrophalen Überschwemmungen in Libyen für die Opfer ein. An diesem Donnerstag werde ein Notfallteam aus Logistikern und medizinischem Personal in der schwer betroffenen Stadt Darna eintreffen, „um den medizinischen Bedarf zu ermitteln“, gab die Organisation auf der Plattform X (vormals Twitter) bekannt. Man bringe zudem medizinische Notfallausrüstung zur Behandlung von Verletzten und Leichensäcke für Libyens Wohlfahrtsorganisation Roter Halbmond.
00:48 - Türkiye schickt zusätzliches Hilfsteam nach Libyen
Türkiye entsendet weitere Hilfe in das libysche Überschwemmungsgebiet. Am Mittwochabend sollte ein Schiff mit medizinischem Personal von Izmir aus Richtung Libyen auslaufen, wie das Gesundheitsministerium in Ankara mitteilte. Zudem seien zwei vollständig ausgerüstete Feld-Krankenhäuser, mehrere Krankenwagen und sechs Teams von Notfallsanitätern an Bord. Bereits am Dienstag hatte Türkiye Medizinerteams und medizinische Ausrüstung ins Katastrophengebiet geschickt.
Mittwoch, 13.09.2023
21:35 - Zahl der Toten in Darna steigt auf mehr als 3800
Drei Tage nach den verheerenden Überschwemmungen im Osten Libyens ist die Zahl der Todesopfer weiter erheblich gestiegen. Allein in der besonders betroffenen Hafenstadt Darna seien bisher 3840 Todesopfer registriert worden, sagte der Sprecher des Innenministeriums in dem Gebiet, Tarek al-Charras, am Mittwochabend der Nachrichtenagentur AFP. Tausende Menschen wurden demnach noch vermisst. Derweil wurden der EU zufolge erste Hilfsgüter unter anderem aus Deutschland verschickt.
In den überschwemmten Gebieten war die Lage weiter unübersichtlich. Bilder aus Darna zeigten durch Erdrutsche und Überschwemmungen abgeschnittene Straßen, die es den Helfern fast unmöglich machten, die Bevölkerung zu erreichen. Staatliche Medien verbreiteten Aufnahmen von mit Trümmern übersäten Straßen und Menschen, die Laken von auf Gehwegen liegenden Leichen anhoben, um die Toten zu identifizieren.