Angesichts der israelischen Luftangriffe auf den Libanon haben mehrere Hilfsorganisationen am Donnerstag eine Waffenruhe sowie mehr humanitäre Hilfe für die Vertriebenen in dem Land gefordert. „Mit mehr als 1,2 Millionen Menschen auf der Straße, was 20 Prozent der Bevölkerung entspricht, hat die Krise alarmierende Ausmaße angenommen“, sagte Jennifer Moorehead von der NGO Save the Children in einer Videokonferenz, an der auch Vertreter von Amnesty International, Oxfam, Médecins du Monde, Refugees International und Action contre la Faim teilnahmen. Die vergangenen Tage seien ein „Alptraum“ für die Menschen gewesen, betonte Moorehead.
Im Libanon tätige Hilfsorganisationen berichteten von ganzen Familien, die auf der Straße schlafen, überfüllten Krankenhäusern und Notunterkünften, die gestürmt werden - insbesondere in den von israelischen Luftangriffen betroffenen Gebieten. Ahmad Chreif von Médecins du Monde in Beirut erklärte, von den 867 unter anderem in Universitäten und Schulen eröffneten Notunterkünfte hätten bereits 643 ihre maximale Kapazität erreicht.
Jeremy Konyndyk, Präsident von Refugees International wirft Israel einen willkürlichen Angriff auf den Libanon vor, der „nicht nur die Hisbollah trifft“, sondern auch Libanesen sowie die zahlreichen syrischen und palästinensischen Flüchtlinge in dem Land. „Die dringendste Priorität muss jetzt eine sofortige Waffenruhe sein“, betonte er. Er forderte die Geber weltweit auf, in die „humanitäre Reaktion zu intensivieren“ und forderte die Einrichtung eines maritimen Korridors für Hilfslieferungen.
Aja Madschub von Amnesty International zeigte sich besorgt angesichts der Versorgung mit „Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten“ im Südlibanon.
Israelische Angriffe auf den Libanon
Die israelische Armee führt derzeit massive Luftangriffe auf den Libanon durch und startete zudem in der Nacht zum Dienstag eine Bodeninvasion im Nachbarland. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hisbollah, doch es wurden bereits Hunderte Zivilisten getötet. Nach unterschiedlichen Angaben aus dem Libanon wurden bei den Angriffen Israels seit dem 23. September bis zu 1200 Menschen getötet und mehr als 6000 verletzt.
Der Konflikt zwischen Israel und dem Libanon hat sich deutlich zugespitzt, nachdem hunderte mutmaßlich von Israel präparierte Pager und Walkie-Talkies im Libanon gleichzeitig explodierten. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen der Geräte wurden mindestens 37 Menschen getötet, darunter auch Kinder. Fast 3000 Personen wurden verletzt.