Im Nordosten Mosambiks haben Terroristen in unmittelbarer Nähe eines internationalen Erdgas-Megaprojekts eine Kleinstadt unter ihre Kontrolle gebracht. Wie mehrere Sicherheitsvertreter berichteten, dauerten die Kämpfe am Samstag weiter an. Unklar war zunächst das Schicksal von Dutzenden Menschen, die sich nach dem Überfall am Mittwoch in ein Hotel geflüchtet hatten. Den Berichten zufolge geriet ein Militärkonvoi in einen Hinterhalt, als er einen Teil von ihnen aus dem Hotel brachte. Unter den Evakuierten waren auch ausländische Beschäftigte des unter anderem vom französischen Ölriesen Total und dem US-Konzern ExxonMobil betriebenen Milliardenprojekts.
„Fast die ganze Stadt“ zerstört
Terroristen hatten am Mittwochnachmittag die Küstenstadt Palma in der Grenzregion zu Tansania überfallen. Nach Angaben von Augenzeugen flüchteten sich verängstigte Bewohner der Küstenstadt in einen nahegelegenen Wald, während Mitarbeiter der an dem Gasprojekt beteiligten Firmen im Amarula-Hotel Schutz suchten. Ein Mitarbeiter der Gasanlage sprach von vielen Toten. „Fast die ganze Stadt“ sei zerstört. Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) meldete unter Berufung auf Augenzeugen mehrere Todesopfer. Zeugen hätten von auf der Straße liegenden Leichen berichtet sowie von extremistischen Kämpfern, die wahllos auf Menschen und Gebäude geschossen hätten. Am Freitag gelang es der Armee nach Angaben des Sicherheitsvertreters, rund 80 Menschen in Lastwagen aus dem Hotel zu holen. Der Konvoi aus 17 Lastwagen sei kurz darauf angegriffen und mehrere Menschen getötet worden. Nur sieben Lastwagen schafften es laut dem Vertreter aus der Kampfzone. Was aus den anderen wurde, blieb zunächst unklar.
Angreifer stehen in Verbindung zu einer bekannten Terrorgruppe
Rund hundert unfreiwillige Hotelgäste flüchteten sich laut dem Bericht an den Strand, wo sie in der Nacht zum Samstag von Militärschiffen abgeholt wurden.
Von offizieller Seite wurden die Berichte zunächst nicht bestätigt. Die Regierung hatte am Donnerstag den terroristischen Überfall bestätigt und eine Militäroffensive verkündet. Seitdem schwieg sie.
Laut HRW stehen die Angreifer in Verbindung zu einer in Mosambik als Al-Schabab bekannten Terrorgruppe, die jedoch keine direkten Verbindungen zu der gleichnamigen somalischen Terrormiliz haben soll.
Palma liegt in der mehrheitlich von Muslimen bewohnten Provinz Cabo Delgado. Seit drei Jahren kommt es dort immer wieder zu Angriffen radikalislamischer Gruppen, bei denen den Berichten von NGOs zufolge mindestens 2600 Menschen getötet und 670.000 in die Flucht getrieben wurden.
Nach einer Reihe von Militärinterventionen beruhigte sich die Lage in den vergangenen Monaten. Erst am Tag der Überfalls hatte Total die Wiederaufnahme der Bauarbeiten für das Erdgasprojekt angekündigt, die aufgrund der unsicheren Lage seit Jahresbeginn ruhten.