Israel setzt Luftangriffe auf Süd-Gaza fort
Die israelische Armee bombardiert weiter den Gazastreifen - trotz tausender ziviler Opfer. Gleichzeitig weitet sich ihre Bodenoffensive weiter nach Süden aus, wo die vertriebenen Palästinenser eigentlich in Sicherheit sein sollten.
Israel setzt gezielte Luftangriffe in Süd-Gaza fort / Photo: AA (AA)

Die intensiven israelischen Angriffe auf den Gazastreifen werden fortgesetzt - auch im Süden des abgeriegelten Küstengebiets. In Chan Junis, der größten Stadt im Süden des Küstenstreifens, drangen israelische Soldaten mit Panzern bis ins Stadtzentrum vor.

Die israelische Armee hatte ihre Bodenoffensive zunächst auf die Städte Gaza und Dschabalija im Norden des Gazastreifens konzentriert und die dortige Bevölkerung aufgerufen, sich im Süden des Küstenstreifens in Sicherheit zu bringen. Zahlreiche Menschen waren daher nach Chan Junis geflohen.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte in einer Videobotschaft, die Armee habe das Haus von Hamas-Anführer Sinwar in Chan Junis umzingelt. Dieser soll sich nach Angaben von Armeesprecher Daniel Hagari „in einem der Tunnel unter der Erde“ verstecken. Netanjahu sagte, es sei „nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn finden“. Die israelische Armee erklärte weiter, ihre Marine habe „Militärgelände und Infrastruktur der Hamas mit Präzisionsmunition und Granatenbeschuss angegriffen“. Unter dem Vorwand der Zerschlagung der Hamas tötet Israel täglich Hunderte von Menschen, darunter viele Kinder.

Israel setzt gezielte Luftangriffe in Süd-Gaza fort (AA)

UN-Angaben zufolge wurden mittlerweile 1,9 Millionen Palästinenser innerhalb des Gazastreifens vertrieben. Viele von ihnen sind inzwischen nach Rafah an der Grenze zu Ägypten geflohen. Auch Rafah wurde in der Nacht erneut von acht israelischen Luftangriffen getroffen, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden dabei mindestens 37 Menschen getötet.

Doch auch im Norden des Gazastreifens gehen die Angriffe weiter. UN-Generalsekretär António Guterres warnte in einem Brief an den UN-Sicherheitsrat vor einem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung im Gazastreifen. Dadurch könne „selbst eine begrenzte humanitäre Hilfe“ unmöglich werden. Guterres berief sich bei seinem Schreiben zum ersten Mal in seiner Amtszeit auf Artikel 99 der UN-Charta, der es dem UN-Generalsekretär ermöglicht, sich direkt an den Sicherheitsrat zu wenden.

Als Reaktion auf Guterres' Brief erklärte Israels Außenminister Eli Cohen im Onlinedienst X, vormals Twitter, der UN-Generalsekretär sei eine „Gefahr für den Weltfrieden“. Sein Vorgehen stelle eine Unterstützung der Hamas dar, schrieb Cohen.

Vernichtungskrieg im Gazastreifen

Am vergangenen Freitag war eine siebentägige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ausgelaufen, die auch für Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen genutzt worden war. Das israelische Militär setzt seitdem seine massiven Angriffe auf Gaza fort.

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Israel nahm den Vergeltungsschlag der Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober als Vorwand, um einen Vernichtungskrieg zu starten. Erklärtes Ziel der israelischen Angriffe ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bisher Tausende Zivilisten getötet.

Nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde in Gaza wurden dort bisher mehr als 17.177 Menschen durch Angriffe Israels getötet. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können.

TRT Deutsch und Agenturen