Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat vor den Folgen von einem möglichen Großangriff der israelischen Armee in der Stadt Rafah im Gazastreifen gewarnt. Die Organisation sei zutiefst besorgt, dass eine großangelegte Militäroperation „zu einem Blutbad führen könnte“, teilte die WHO am Freitagabend auf X, ehemals Twitter, mit. Eine große Offensive würde zudem das ohnehin bereits kaputte Gesundheitssystem in dem Küstengebiet weiter schwächen, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf X.
Nur ein Drittel der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen und 30 Prozent der Zentren für die medizinische Grundversorgung seien angesichts wiederholter Angriffe und des Mangels an lebenswichtigen medizinischen Hilfsgütern, Treibstoff und Personal in gewissem Umfang funktionsfähig, hieß es von der WHO weiter.
Mehr als 1,2 Millionen Menschen befänden sich derzeit in dem Gebiet, viele könnten nirgendwo anders hin, hieß es. Eine neue Vertreibungswelle würde den Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser, Gesundheits- und Sanitärdiensten weiter einschränken, was zu vermehrten Krankheitsausbrüchen, einer Verschlimmerung des Hungers und weiteren Todesfällen führen würde.
Die israelische Regierung hat einen raschen Beginn des Großangriffs in Rafah angekündigt, sollte es nicht zu einer Einigung in indirekten Verhandlungen über einen Geisel-Deal und eine Feuerpause mit der Widerstandsorganisation Hamas kommen. Verbündete wie die USA haben Israel wiederholt vor einem großangelegten Angriff auf Rafah gewarnt, weil sich dort Hunderttausende palästinensische Binnenflüchtlinge aufhalten. Die Stadt ganz im Süden Gazas gilt nach rund sieben Monaten des israelischen Vernichtungskriegs als einzige in dem Küstengebiet, die noch vergleichsweise intakt ist.