Kolumbien setzt nach der Tötung Dutzender Menschen bei der Ankunft von Hilfsgütern im Gazastreifen alle Waffenkäufe aus Israel aus. „Beim Betteln nach Lebensmitteln wurden mehr als 100 Palästinenser von Netanjahu getötet. Dies wird als Völkermord bezeichnet und erinnert an den Holocaust, auch wenn die Weltmächte dies nicht wahrhaben wollen“, schrieb Staatspräsident Gustavo Petro am Donnerstag auf der Plattform X, ehemals Twitter. Die Welt müsse den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu blockieren, sagte Petro und ordnete die Aussetzung aller Waffenkäufe aus dem Land an.
Nach örtlichen Angaben wurden am Donnerstagmorgen in Gaza 104 Menschen getötet, als israelische Soldaten bei der Ausgabe von Hilfslieferungen das Feuer auf eine Menschenmenge eröffneten. Ein Vertreter der israelischen Armee räumte Schüsse durch israelische Soldaten ein, die sich von den Hilfesuchenden „bedroht“ gefühlt hätten. Tausende Palästinenser sollen die Lastwagen umzingelt haben. In dem Gedränge sollen Dutzende Menschen verletzt und getötet worden sein. Einige sollen von Lastwagen überfahren worden sein.
Der kolumbianischen Zeitung „El Tiempo“ zufolge ist Israel einer der Hauptlieferanten des Landes für militärische Ausrüstung. So handele es sich beispielsweise bei den Kampfflugzeugen der kolumbianischen Luftwaffe um das israelische Flugzeugmodell Kfir. Auch die Basiswaffe der Militär- und Polizeikräfte sei das israelische Galil-Sturmgewehr, das in Kolumbien unter israelischem Patent hergestellt werde.
Die diplomatischen Beziehungen zwischen Kolumbien und Israel sind seit Beginn des israelischen Vernichtungskrieges im Gazastreifen angespannt. Petro hatte die israelischen Angriffe im Gazastreifen bereits mehrfach verurteilt und die Botschafterin in Israel für Konsultationen zurückbeordert.
Israels Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem 7. Oktober die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom gestoppt und zugleich massive Luftangriffe gestartet. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein. Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Nun droht aber auch dort an der Grenze zu Ägypten ein Großangriff Israels.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mehr als 30.000 Menschen getötet und Zehntausende verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Getöteten handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.