Gaza: Amnesty fordert Waffenstillstand und Aufklärung aller Verbrechen
Ein Jahr nach Ausbruch des israelischen Vernichtungskrieges in Gaza drängt Amnesty weiter auf eine diplomatische Lösung des Konflikts. Neben einer Aufklärung von Kriegsverbrechen müssten auch Waffenlieferungen gestoppt werden.
Gaza: Amnesty fordert Waffenstillstand und Aufklärung aller Verbrechen / Photo: AA (AA)

Anlässlich des ersten Jahrestags des Gaza-Krieges fordert die Menschenrechtsorganisation Amnesty International einen sofortigen Waffenstillstand ebenso wie die Aufklärung aller Verbrechen in dem Konflikt. „Es ist eine Schande und als kollektives Versagen der Menschheit zu werten, dass es ein Jahr nach Beginn der bewaffneten Auseinandersetzungen immer noch keinen Waffenstillstand gibt und die Geiseln immer noch nicht freigelassen wurden“, erklärte die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland, Julia Duchrow.

Eine Waffenruhe in dem Konflikt sei „dringender denn je“. „Allen Opfern muss Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung gewährt werden“, mahnte Duchrow.

Sie nannte als eine der Ursachen des eskalierenden Nahost-Konflikts die „Straflosigkeit“. Diese habe dazu geführt, dass Israel sowie „andere bewaffnete Gruppen jahrzehntelang das Völkerrecht missachtet haben, ohne irgendwelche Konsequenzen befürchten zu müssen“. Die Ermittlungen des Chefanklägers des Internationalen Gerichtshofes zu den Kriegsverbrechen seien daher zu begrüßen.

Forderung nach Stopp von Waffenlieferungen

„Um weitere Verbrechen zu verhindern, müssen die Waffenlieferungen an alle Parteien gestoppt werden“, forderte die Amnesty-Generalsekretärin. Derzeit wüteten die Kämpfe jedoch „ohne absehbares Ende weiter“.

Duchrow betonte, der Vergeltungsschlag der Hamas auf Israel lasse sich „durch nichts rechtfertigen“. Sie nannte den 7. Oktober einen „Tag der Trauer für Israelis, die geliebte Menschen verloren haben oder deren Angehörige weiterhin als Geiseln gehalten werden, sowie für die Überlebenden, die mit dem Trauma dieses Tages weiterleben müssen“.

Zugleich jähre sich am Montag „der Beginn der entsetzlichen Angriffe der israelischen Streitkräfte auf den Gazastreifen“, die „eine beispiellose humanitäre Katastrophe“ ausgelöst hätten. Außerdem gebe es hunderte Palästinenser, „die ohne Anklage oder Gerichtsverfahren in israelischen Gefängnissen festgehalten“ würden und „in vielen Fällen der Folter ausgesetzt“ seien. „Die Menschlichkeit muss siegen“, appellierte Duchrow an alle Konfliktparteien gewandt.

Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza

Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der palästinensischen Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bislang Zehntausende Zivilisten getötet.

Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Doch auch dort sind sie israelischen Angriffen ausgesetzt. Zudem herrscht eine akute Hungerkrise, die Hungertote fordert.

Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mehr als 41.800 Menschen getötet und mehr als 96.800 verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Todesopfer handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.

TRT Deutsch und Agenturen