Deutschland will erstmals mit einem lateinamerikanischen Land ein Migrationsabkommen abschließen. Mit Kolumbien unterzeichnete der Sonderbevollmächtigte der Bundesregierung für Migrationsabkommen, Joachim Stamp (FDP), am Mittwoch eine Absichtserklärung über eine Migrationspartnerschaft. Eine neue bilaterale Steuerungsgruppe solle „zeitnah“ zum ersten Mal tagen und die Details des Abkommens festlegen. „Beide Seiten haben dieselben Interessen: Wir wollen Wissenschafts-, Arbeits- und Bildungsmigration fördern und konsequent gegen irreguläre Migration vorgehen“, erkärte Stamp.
Migrationsabkommen hatte die Bundesregierung bereits mit Indien, Georgien, Kenia, Marokko und Usbekistan abgeschlossen. Im Kern geht es in diesen Abkommen darum, dass Menschen mit entsprechenden Qualifikationen zum Arbeiten nach Deutschland kommen dürfen - und dass diese Länder im Gegenzug behilflich bei der Rücknahme eigener Staatsbürger etwa nach der Ablehnung von Asylanträgen sind.
Deutschland setzt auf Kolumbien für Arbeitskräfte
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nannte als Ziel der Zusammenarbeit mit Kolumbien, „qualifizierte Arbeits- und Fachkräfte zu gewinnen und irreguläre Migration zu reduzieren“. Sie fügte hinzu: „Wir wollen aussichtslose Asylverfahren vermeiden und Rückführungen von Menschen ohne Bleiberecht konsequent durchsetzen.“ Deutschland biete Chancen für Ausbildung und Studium und gewinne „gut qualifizierte Arbeitskräfte, die wir in vielen Bereichen vom Handwerk bis zur Pflege dringend brauchen“.
Von kolumbianischer Seite unterschrieb Vizeaußenminister Jorge Rojas die Absichtserklärung. Er wies darauf hin, dass derzeit rund 14.000 Kolumbianerinnen und Kolumbianer in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt seien; zudem gebe es 3500 Studierende und Postgraduierte. Ziel sei es, „kooperative Migrationsstrategien zu entwickeln, von denen unsere Gesellschaften in gerechter und konstruktiver Weise profitieren“.