Amnesty: Israels Evakuierungswarnungen „irreführend“
Mitten in der Nacht oder falsche Karten: Amnesty wirft Tel Aviv vor, Menschen im Libanon unzureichend über Zwangsevakuierungen zu informieren. Laut der NGO entbinden solche Fluchtaufrufe Israel nicht von seiner Pflicht zum humanitären Völkerrecht.
Menschen im Libanon sind auf der Flucht vor israelischen Angriffen / Photo: AA (AA)

Israels Evakuierungsaufforderungen im Libanon sind nach Ansicht von Menschenrechtlern unzureichend und zum Teil irreführend. Oft würden die Warnungen mitten in der Nacht - wenn viele Menschen schliefen und gerade nicht die Nachrichten verfolgten - über Online-Medien verbreitet, erklärte Amnesty International. Sie enthielten zudem irreführende Karten, sagte Generalsekretärin Agnès Callamard. Analysen zeigten, dass den Menschen in einem Fall weniger als 30 Minuten zur Flucht eingeräumt wurde.

Die Fluchtaufrufe entbänden Israel bei seinen Einsätzen gegen die Hisbollah-Miliz nicht von der Pflicht des internationalen Rechts, keine Zivilisten anzugreifen. „Unabhängig von der Wirksamkeit der Warnungen bedeuten sie nicht, dass Israel die verbliebenen Zivilisten als Angriffsziele behandeln kann“, so Callamard. Menschen, die sich dafür entscheiden, in ihren Häusern zu bleiben oder diese nicht verlassen können, ständen weiterhin unter dem Schutz des humanitären Völkerrechts.

Israelische Angriffe auf den Libanon

Die israelische Armee führt derzeit massive Luftangriffe auf den Libanon durch. Erklärtes Ziel ist die Zerschlagung der Hisbollah, doch es wurden bereits Hunderte Zivilisten getötet. Nach Angaben aus dem Libanon wurden bei den Luftangriffen Israels seit dem 23. September mindestens 1.351 Menschen getötet und mehr als 3.800 verletzt. Rund 1,2 Millionen Menschen befinden sich demnach auf der Flucht.

Der Konflikt zwischen Israel und dem Libanon hat sich deutlich zugespitzt, nachdem hunderte mutmaßlich von Israel präparierte Pager und Walkie-Talkies im Libanon gleichzeitig explodierten. Bei den in zwei Wellen erfolgten Explosionen der Geräte wurden mindestens 37 Menschen getötet, darunter auch Kinder. Fast 3000 Personen wurden verletzt.

TRT Deutsch und Agenturen