In einer Podiumsdiskussion zum Gedenken an den siebten Jahrestag des Putschversuchs vom 15. Juli 2016 in Türkiye hat der türkische Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun zum gemeinsamen Kampf gegen die Fetullahistische Terrororganisation (FETÖ) aufgerufen.
An jenem Abend hatten FETÖ-Drahtzieher ihre geheimen Zellen im Staat mobilisiert und einen Staatsstreich versucht. Mehr als 250 Menschen wurden dabei getötet, viele davon Zivilisten.
„FETÖ ist eine globale Terrororganisation, und genau wie im Kampf gegen andere Terrororganisationen muss gegen sie ein internationaler, auf Zusammenarbeit und Solidarität basierender Kampf geführt werden“, sagte Altun in seiner Videobotschaft. Er erinnerte zudem an das Schweigen von „Freunden“ und „Verbündeten“ des Landes, während das türkische Volk sein Leben für die Demokratie gegeben habe.
Altuns Appell war nicht ohne Grund
In den Jahren nach dem vereitelten Putschversuch hat Türkiye praktisch einen Einzelkampf gegen die Terrorgruppe geführt. Sie legte diplomatische Bemühungen an den Tag, um die Auslieferung wichtiger Drahtzieher aus dem Ausland voranzutreiben. Denn viele Verantwortliche und Verdächtige waren nach dem Putschversuch geflohen und fanden zumeist in westlichen Ländern einen sicheren Hafen.
Neben den USA nahm vor allem Deutschland geflüchtete FETÖ-Mitglieder auf. Obwohl Ankara zahlreiche Dokumente und Beweise vorlegte, unternahmen jene Länder kaum Anstrengungen, um gegen das FETÖ-Netzwerk zu ermitteln.
FETÖ-Drahtzieher in Deutschland
Es ist eine bekannte Tatsache, dass einige prominente Figuren der Gruppe in Deutschland Zuflucht fanden. So auch Abdullah Aymaz, der sich der Gruppe anschloss, als ihr Anführer Fetullah Gülen noch ein relativ unbekannter Prediger in Izmir war. In Gülens engstem Vertrautenkreis nimmt er eine zentrale Rolle ein. Aymaz wird als „Europa-Imam“ von FETÖ bezeichnet. Er soll für die Überwachung zahlreicher Anhängernetzwerke in der Region verantwortlich sein.
Nur wenige Monate vor dem Putschversuch hatte Aymaz einen Artikel in einer FETÖ-nahen Zeitung verfasst, in dem er auf einen bevorstehenden Putsch hinwies. Er verließ Türkiye kurz vor dem Putschversuch.
Auch der hochrangige FETÖ-Funktionär Mehmet Ali Şengül, der Berichten zufolge als potenzieller Nachfolger Gülens gilt, soll in Deutschland leben.
Eine weitere Person, die eng mit dem Putschversuch 2016 in Verbindung steht und sich vermutlich in Deutschland versteckt, ist Adil Öksüz. Er gilt als einer der Hauptdrahtzieher des Putschplans. Die Nachrichtenagentur Anadolu (AA) berichtete damals, dass Öksüz nach dem Putschversuch in Berlin gewohnt habe oder sich dort zumindest vorübergehend aufgehalten habe.
Zekeriya Öz, Fikret Secen, Celal Secen und Ilhami Polat sind weitere Mitglieder des Terrornetzwerks, die sich derzeit in Deutschland aufhalten.
Während gesuchte FETÖ-Mitglieder weiterhin in westlichen Ländern aufgenommen werden, wird dadurch zugleich die juristische Aufarbeitung der Fälle verhindert. Die wiederholten Aufrufe der türkischen Regierung zu internationaler Zusammenarbeit und Solidarität im Kampf gegen FETÖ bleiben weitgehend unbeantwortet.