Weidel und Chrupalla wollen AfD gestärkt aus der Krise führen
Beim Auftritt der AfD-Chefs in Nordrhein-Westfalen ist der Name Maximilian Krah kein einziges Mal genannt worden. Doch es gab einige Seitenhiebe. Weidel sprach von „Turbulenzen“.
Die AfD-Chefs Alice Weidel und Tino Chrupalla / Photo: DPA (DPA)

Die AfD-Chefs Alice Weidel und Tino Chrupalla haben sich nach den jüngsten Turbulenzen in ihrer Partei nachdenklich und zugleich kämpferisch gezeigt. „Diese Woche, die wir hinter uns haben, war keine gute Woche. Wir sind in Turbulenzen geraten mit einem unguten Ausgang“, sagte Weidel am Samstag bei einer Wahlkampfveranstaltung der Partei in Marl im nördlichen Ruhrgebiet. Chrupalla sagte: „Wir machen alle Fehler. Man muss aber auch bereit sein, Fehler zu korrigieren und aus diesen Fehlern zu lernen.“ Das werde Weidel und ihm gelingen, versprach er.

Beide benannten in ihren Reden nicht konkret die Querelen um den wegen seiner SS-Aussagen mit einem Auftrittsverbot belegten AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian Krah. Chrupalla betonte aber, die Partei werde nicht „Egomanie unterstützen von einzelnen Kandidaten, die meinen, sich in den Vordergrund spielen zu können mit Aussagen, die nicht der Partei dienen, die uns eher schaden“.

Weidel will AfD gestärkt aus der Krise herausführen

Entscheidend sei nun, dass die AfD gestärkt aus dieser Krise hervorgehe, sagte Weidel. „Solche Tage, solche Momente, wo es nicht so gut läuft, sind immer auch gleichzeitig eine Chance, Lehren zu ziehen, um weiter zu wachsen und uns weiter zu professionalisieren“, rief sie den rund 800 Parteianhängern im Saal zu. Ohne den Gedanken weiter auszuführen, fügte sie hinzu: „Denn das, was passiert ist, hätte nicht passieren müssen.“

Bis zur Europawahl werde die AfD ihren Wahlkampf ohne Spitzenkandidaten nun sehr stark auf ihr Programm ausrichten, kündigte Chrupalla an. „Und dann werden wir auch eine starke Delegation nach Brüssel entsenden.“ Die Europawahl ist in rund zwei Wochen.

Krah als Redner wieder ausgeladen

Eigentlich war Spitzenkandidat Krah ebenfalls als Redner bei der Wahlkampfveranstaltung in Marl angekündigt. Sein Name wurde dann aber wieder von der Rednerliste gestrichen.

Auslöser der akuten AfD-Krise ist ein Interview Krahs mit der italienischen Zeitung „La Repubblica“ und der „Financial Times“. Krah wurde nach der nationalsozialistischen SS gefragt. Die sogenannte Schutzstaffel Adolf Hitlers bewachte und verwaltete unter anderem die Konzentrationslager und war maßgeblich für Kriegsverbrechen verantwortlich. Bei den Nürnberger Prozessen nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie zu einer verbrecherischen Organisation erklärt. Krah sagte in dem Interview: „Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trug, automatisch ein Verbrecher war.“ Daraufhin distanzierte sich unter anderem der französische Rassemblement National. Die rechte ID-Fraktion im Europäischen Parlament schloss schließlich alle AfD-Abgeordneten aus.

Weidel und Chrupalla kandidieren erneut um Parteivorsitz

Obwohl es zuletzt auch Kritik an Weidels und Chrupallas Führung der Partei gab, kündigten beide an, sich beim AfD-Bundesparteitag Ende Juni zur Wiederwahl zu stellen. „Ich freue mich, zusammen mit Tino Chrupalla wieder anzutreten“, sagte Weidel. Der Chef des großen AfD-Landesverbands Nordrhein-Westfalen, Martin Vincentz, stärkte beiden demonstrativ den Rücken: „Ich glaube, wir haben mit Alice und Tino zwei Bundessprecher, die uns so gut durch die Krisen manövrieren, wie kein anderer Bundesvorstand vorher“, sagte er.

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