Vorstoß gegen Konsulatsunterricht? Berlin will eigene Türkischlehrer
In der FU Berlin soll einem Medienbericht zufolge ein Studiengang für Türkischlehrer entstehen. Die Idee kam von Wissenschaftsstaatssekretär Krach. Der Vorstoß ist möglicherweise direkt gegen den türkischen Konsulatsunterricht gerichtet.
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In der FU Berlin sollen bald Türkischlehrer ausgebildet werden. Einem Zeitungsbericht zufolge plant Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) zusammen mit dem Universitätsvorstand einen Lehramtsstudiengang. Dieser wird möglicherweise bereits ab dem Wintersemester 2020/21 angeboten – trotz laufendem Hochschulvertrag bis 2022.

Wie aus dem Bericht des Tagesspiegels hervorgeht, wollte die Wissenschaftsverwaltung nicht erst bis zu den nächsten Hochschulverhandlungen warten, um den entsprechenden Vorstoß durchzuführen. Spätestens seit 2017 versuchen die rot-rot-grüne Landesregierung und die CDU das Vorhaben durchzusetzen.

Unterstützung vom Vorstand der FU Berlin

Unterstützt wird Krach laut Bericht durch den FU Berlin-Präsidenten Günter M. Ziegler. Für die Umsetzung des Konzepts ist demnach FU-Vizepräsident Hauke Heekeren zuständig. Er will den neuen Studiengang in das Institut für Turkologie integrieren. Heekeren bezeichnet seine Arbeit als „wichtige gesellschaftliche Herausforderung“. Die Pläne dafür sollen bereits im November gemacht worden seien. Die Ausbildung für angehende Türkischlehrer startet möglicherweise bereits im Wintersemester
2020/21 - falls es zu keinen Verzögerungen kommen sollte.

Die Zeitung zitierte Krach, wonach er den Studiengang gemeinsam mit der FU Berlin „zügig aufbauen“ werde. „Die Türkischlehrkräfte“ sollen künftig im Berliner Stadtteil Dahlem ausgebildet werden. Bisher gibt es ein derartiges Ausbildungsangebot lediglich an der Universität Duisburg-Essen – weil in Nordrhein-Westfalen der
Konsulatsunterricht verboten ist.

Bisher hatten sich die Bundesländer kaum bemüht, den Bedarf an Türkischlehrern zu decken. Tagesspiegel-Redakteurin Susanne Vieth-Entus spekuliert daher, dass der Bildungsvorstoß eine politische Entscheidung sei und sich gegen die türkische Regierung richte. In dem Unterricht werde angeblich vorrangig „Religion und Nationalismus“ gefördert.

Mit griechischen Schulen verfährt man anders

Außer der Türkei sind auch andere Staaten um ein Bildungsangebot für eigene Bürger in Deutschland bemüht. So auch Griechenland, das entsprechende Privatschulen seit den 1970er Jahren unterstützt. Das wird in der deutschen Politik positiv aufgenommen, obwohl die Unterrichtsvorgaben von dem griechischen Bildungs- und Schulministerium vorgeschrieben werden – also aus dem Ausland.

Griechenland will damit die Bindung der Auslandsgriechen zu Griechenland stärken, wie das deutsche Ministerium für Schule und Weiterbildung im Januar 2010 auf der eigenen Webseite erklärte. Dies wertete das Ministerium als „einen wesentlichen Beitrag zur Integration“. Ex-Ministerin Barbara Sommer (CDU) schrieb dazu: „Hier wächst eine Generation junger Menschen heran, die in zwei Kulturen und in zwei Sprachen zuhause ist. Das ist ein Gewinn für beide Seiten.“ Griechische Schulen werden seit 2010 offiziell als Ergänzungsschulen anerkannt.

Aktuell will auch die Türkei Schulen in Deutschland betreiben – in Köln, Berlin und Frankfurt am Main. Dafür soll laut Medienberichten ein Abkommen mit der Bundesregierung getroffen werden, um den rechtlichen Rahmen zu regeln. Im Gegenzug sollen in Ankara, Istanbul und Izmir deutsche Schulen gegründet werden.

TRT Deutsch