Übergriffe in „SOS-Kinderdorf“: Experte pocht auf Konsequenzen
Nach dem Bekanntwerden von Übergriffen in einer Einrichtung des Vereins „SOS Kinderdorf“ in Bayern fordert Missbrauchsexperte Keupp nun Konsequenzen. Bislang habe keine systematische Aufarbeitung möglicher weiterer Fälle stattgefunden, moniert er.
Archivbild. 07.03.2013, Bayern, München: Der Sozialpsychologe Heiner Keupp spricht bei einer Pressekonferenz in München. (DPA)

Nach der Veröffentlichung seiner Studienergebnisse zu Übergriffen in einem SOS-Kinderdorf in Bayern fordert der Missbrauchsexperte Heiner Keupp Konsequenzen. „Eine wirklich systematische Aufarbeitung hat bislang nicht stattgefunden“, sagte der Psychologe im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München. „Ich spreche eine dringliche Empfehlung aus, dass hier eine nachholende Aufarbeitung zu leisten ist.“
Der Verein SOS Kinderdorf hat bereits angekündigt, mögliche Missbrauchsfälle in allen Einrichtungen in Deutschland systematisch aufarbeiten zu wollen. Die Vereinsvorsitzende Sabina Schutter kündigte am Freitag ein bundesweites Forschungsprojekt in Zusammenarbeit unter anderem mit der Uni Münster und dem Deutschen Jugendinstitut in München an.
„Für uns stehen dabei die Betroffenen im Mittelpunkt unseres Handelns: Eine Aufarbeitung der Vergangenheit muss deshalb zwingend die unterschiedlichen Lebenslagen mitberücksichtigen“, sagte sie. „Ziel ist eine Weiterentwicklung unserer Kinderschutzkonzepte zu einer Kultur des Hinhörens“, betonte Schutter. „Jede zukunftsgerichtete Weiterentwicklung muss sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen.“

DPA