Nach dem Polizeieinsatz im Juni in Frankfurt, bei dem der psychisch kranke Soner A. ums Leben kam, wird nun gegen zwei Beamte wegen Totschlags ermittelt. Das berichtete die „Frankfurter Rundschau“ (FR) am Montag mit Verweis auf ein Schreiben des zuständigen Ermittlungsrichters, von dem das Medium Kenntnis erlangt habe.
Albträume und Selbstgespräche sollen Nachbarn mobilisiert haben
Der Vorfall, zu dem die Staatsanwaltschaft Frankfurt laut „FR“ schweigt und von „ganz neutral wegen Schussabgabe“ geführten Ermittlungen spricht, hatte sich am 22. Juni ereignet. Der 41-jährige Soner A. wurde in seinem Wohnhaus erschossen. Vor dem Tod des psychisch Kranken hatte ein Nachbar die Polizei alarmiert, weil er angeblich laute Stimmen von mehreren Personen aus der Wohnung gehört habe. Laut „FR“ schrie das 41-Jährige Opfer aufgrund seiner Erkrankung in Albträumen oder führte laute Selbstgespräche in der Wohnung, was seinen Nachbarn zur Fehleinschätzung der Situation in der Wohnung geführt haben könnte.
Nachdem die Polizei von dem Nachbarn des psychisch Kranken verständigt worden war, begaben sich drei Beamte zur Wohnung von Soner A.; der „FR“ zufolge teilte die Polizei nach dem tödlichen Einsatz mit, der 41-Jährige hätte die Tür angeblich bewaffnet geöffnet und einen der Beamten die Treppe runtergestoßen. Im weiteren Verlauf sei es zu Schussabgaben gekommen. Soner A. starb nach dem Einsatz an inneren Blutungen.
Angehörige des Opfers können Polizeieinsatz nicht nachvollziehen
Die Familie des Opfers akzeptiert jedoch die offizielle Schilderung des Vorfalls nicht und hat Schwierigkeiten, den Polizeieinsatz nachzuvollziehen. Der „FR“ zufolge teilte Esma, die älteste der drei Schwestern von Soner A. dem Medium mit, dass sie sich in der Nachbarschaft über die Details des tödlichen Polizeieinsatzes informiert habe. So habe es an der Wohnungstür ein längeres Gespräch zwischen ihrem Bruder und den Beamten gegeben, die sich in seine Wohnung begeben wollten. „Er war ein ängstlicher Mensch und die Wohnung sein Rückzugsgebiet, da hat er nicht mal uns reingelassen“, zitierte „FR“ Fatma, eine weitere Schwester des Opfers.
Soner A. wurde bei dem Polizeieinsatz von mehreren Kugeln getroffen, doch die Polizei wartete laut „FR“ auf das Eintreffen des Spezialeinsatzkommandos Kassel (SEK). Diese fand den 41-Jährigen, der bereits gestorben war, alleine mehr als zweieinhalb Stunden nach den tödlichen Schüssen alleine in der Wohnung liegend.
„Er ist langsam verblutet, das ist das, was uns verrückt macht“, wird die verzweifelte Schwester Esma zitiert. „Das danach macht uns zu schaffen. Dass ihm Hilfe verweigert wurde und zuvor ein deeskalierender Eingriff der Polizei nicht stattgefunden hat“, so die Schwester Fatma. Esma warf den Beamten zudem vor, keine Deeskalation der Situation angestrengt zu haben. Auch dass Soner A. scharfe Waffen besessen habe, bezweifeln seine Schwestern. Dieser hätte nicht die finanziellen Mittel hierfür gehabt.