Sachsen: Ausstellung über Geflüchtete nach Beschwerden abgesagt
Eine Ausstellung im sächsischen Pirna mit Porträts von Geflüchteten sollte Vorurteile gegenüber Schutzsuchenden abbauen. Doch nach erheblichem Widerstand und negativen Äußerungen beschloss das Landratsamt, die Bilder zu entfernen.
Richtungspfeile mit den Aufschriften „Landratsamt“ und „Amtsgericht“ stehen an der Einfahrt zu den Behörden. / Photo: DPA  (DPA)

Eine Ausstellung zu im Erzgebirge lebenden Geflüchteten im Landratsamt Pirna wurde in der vergangenen Woche kurz nach dem Aufbau wieder entfernt. Die Behörde entschied nach Beschwerden, die Präsentation noch vor der Eröffnung zu stoppen. Die Fotos und Texte von Migranten im Erzgebirge wurden nach zweieinhalb Stunden von den Wänden im Foyer und einem Gang abgehängt, die für den 25. September geplante Vernissage abgesagt.

Die Präsentation polarisierte schon in den ersten Stunden nach dem Aufbau „und sorgte für eine aufgeheizte Stimmung unter den anwesenden Betrachtern“, heißt es in einer Erklärung der Verwaltung des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Man habe „zu keiner Zeit“ ein positives Feedback „zu den zahlreichen negativen Äußerungen der in unserem Land Schutzsuchenden“ erhalten. „Insofern war die Ausstellung aus unserer Sicht nicht geeignet, Vorurteile abzubauen, wie im Vorfeld kommuniziert, sondern vielmehr diese noch zu verstärken.“ Daher habe man vom Hausrecht Gebrauch gemacht und den sofortigen Abbau veranlasst.

Integrationsbeauftrage bedauert Absage

Die Beauftragte für Integration und Migration des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Yvonne Böhme, bedauert das. Sie hatte die von Engagierten in Schwarzenberg kuratierte Wanderausstellung eingeladen. „Ich kann die Entscheidung verstehen“, sagte Böhme. Aber die Reaktionen von Besuchern, die über negative Darstellung und Undankbarkeit schimpften, stünden „völlig konträr zu der Botschaft, die rüberkommen sollte“. Mit den 37 Portraits und Geschichten werde um Verständnis geworben für die teils schwierige Situation Geflüchteter, deren Start in Deutschland nicht immer leicht sei. „Ich habe die Texte gelesen, ich habe das auch so verstanden.“

Ausstellung bereits an anderen Orten

Die Ausstellung „Es ist nicht leise in meinem Kopf“ war ein Beitrag zur Interkulturellen Woche (14. September bis 7. Oktober) in der Stadt. Sie gibt Einblick in die Lebenswirklichkeit von 37 Geflüchteten und zeigt, mit welchen Problemen sie im Bemühen, in der Fremde Fuß zu fassen, konfrontiert sind.

DPA