Deutschland wird Hochrechnungen zufolge 2024 so wenig Energie verbrauchen wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Fossile Energieträger dominieren allerdings weiterhin mit großem Abstand.
Der Energieverbrauch in Deutschland wird in diesem Jahr vor allem aufgrund der Konjunkturschwäche voraussichtlich einen neuen Tiefststand erreichen. Dies geht aus einer der Deutschen Presse-Agentur vorab vorliegenden Prognose der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) hervor, die die Energiedaten seit der Wiedervereinigung 1990 erfasst. Demnach rechnet die AGEB im Vorjahresvergleich mit einem weiteren Rückgang des Verbrauchs um etwa 1,7 Prozent auf 10.453 Petajoule (PJ). Damit läge der Energieverbrauch um knapp 30 Prozent unter dem Wert von 1990, als 14.905 Petajoule erreicht wurden - so viel wie seitdem nicht mehr.
In der Einheit Wattstunden entspricht die prognostizierte Energiemenge etwa 2904 Terawattstunden. Zur Einordnung: Im gesamten Jahr 2023 wurden in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 450 Terawattstunden Strom erzeugt und ins Netz eingespeist.
Statistiker: Stagnierende Konjunktur Hauptgrund für Verbrauchsrückgang
„Einen wesentlichen Anteil am Rückgang des Energieverbrauchs in diesem Jahr hat die stagnierende Konjunktur“, hieß es. Deutliche Rückgänge der Produktion im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe seien durch den zuletzt wieder ansteigenden Energiebedarf in den energieintensiven Industriezweigen nicht ausgeglichen worden.
In den ersten drei Quartalen blieben Öl und Gas die mit Abstand wichtigsten Energieträger. Mineralölprodukte hatten einen Anteil von gut 37 Prozent am Primärenergieverbrauch, Erdgas von 25 Prozent. Braun- und Steinkohle kamen zusammen auf fast 15 Prozent, erneuerbare Energien auf gut 20 Prozent. Die restlichen Anteile setzen sich vor allem aus Stromimporten sowie Strommengen zusammen, die durch Müllverbrennung erzeugt wurden.
AGEB: Stromimport-Überschuss bedeutet keine Abhängigkeit oder Knappheit
In den ersten neun Monaten wurden 19,6 Terawattstunden Strom mehr aus dem Ausland bezogen als umgekehrt aus Deutschland ins Ausland flossen. „Der aktuelle Importüberschuss ist ein Zeichen für einen funktionierenden europäischen Binnenmarkt“, betonte die AG Energiebilanzen. „Höhere Stromimporte bedeuten weder eine Abhängigkeit vom europäischen Ausland, noch weisen sie auf inländische Knappheiten hin.“
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen sind drei Wirtschaftsverbände sowie fünf Institute, die mit energiewirtschaftlicher Forschung befasst sind.