Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin hat im Fall zu der Neuköllner Anschlagsserie gegen einen der Hauptverdächtigen Anklage erhoben. 2017 soll der Neonazi Sebastian T. gemeinsam mit drei mutmaßlichen Komplizen in 24 Fällen Sachgüter beschädigt haben, indem er Parolen und Aufkleber mit verehrendem Inhalt für den einstigen Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß anbrachte. Die Anklage wurde Ende Januar erhoben, wie der „Tagesspiegel“ am Donnerstag berichtete.
In den Berliner Bezirken Charlottenburg, Spandau und Neukölln sollen die vier Angeklagten inhaltsgleiche Plakate gekleistert haben. Auch eine Schule stand laut „Tagesspiegel“ im Visier der vier Personen: Ein Banner mit der Aufschrift „Wir sind die Schule der Vielfalt“ soll abgerissen worden sein.
Ein weiterer Prozess gegen Sebastian T. und seinen Freund Tilo P. läuft bereits seit Ende August 2020. Auch in diesem Fall müssen sich die beiden bekannten Figuren der Neonazi-Szene wegen Schmierereien wie „MORD AN HESS!!!“ verantworten. Medienberichten zufolge gibt es jedoch keine nennenswerten Fortschritte in diesem Prozess.
Die beiden Rechtsextremisten gelten als Hauptverdächtige der Anschläge in Berlin-Neukölln. Jedoch ist bislang keiner der Angriffe strafrechtlich geahndet worden. Die beiden Männer sind bekannt für ihre Verehrung für den NSDAP-Politiker Rudolf Heß. Die Neonazi-Szene leugnet den Suizid von Heß im Jahr 1987 und hält an der Behauptung fest, dass er im Kriegsverbrechergefängnis ermordet worden sei.
Innensenator bittet Betroffene der Neuköllner Anschläge um Entschuldigung
Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) entschuldigte sich bei den Betroffenen der Neuköllner Anschlagsserie. Wie der „Tagesspiegel“ am Donnerstag berichtete, bezog sich Geisel bei einer Aussprache des Abgeordnetenhauses nach dem ersten Jahrestag des Anschlags von Hanau auf einen jüngst veröffentlichten Bericht.
In dem Dokument einer Expertenkommission zu der Anschlagsserie in Neukölln war die fehlende Kommunikation und Einbindung der Betroffenen kritisiert worden. „Der Vorwurf trifft uns im Kern und ich bitte um Verzeihung bei den Angehörigen der Opfer, dass dieses Gefühl entstanden ist“, erklärte der Innensenator.