Die Angehörigen der Opfer des rechtsterroristischen Anschlags in Hanau fordern die vollständige Aufklärung über die Frage, wie und in welcher Weise SEK-Beamte in rechtsextremistische Chats involviert waren - insbesondere solche, deren Dienstbereich Hanau umfasst. Am Mittwoch wurde bekannt, dass 13 Polizisten in der Hanauer Terrornacht im Einsatz waren, die auch Teilnehmer in Chatgruppen gewesen sein sollen, in denen rechtsextreme Inhalte ausgetauscht wurden.
„Es ist noch weitaus schlimmer als wir schon befürchtet hatten“, zitierte die Frankfurter Rundschau Newroz Duman. Dieser vertritt die Familien und Angehörigen jener neun Menschen, die am 19. Februar 2020 in der süddeutschen Stadt Hanau aus rassistischen Motiven brutal ermordet wurden. Es müsse dringend geklärt werden, ob und gegebenenfalls wie sich die Beteiligung der 13 SEK-Beamten der Frankfurter Spezialeinheit auf das Geschehen in der Tatnacht ausgewirkt habe, sagte Duman.
Der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) sagte am Dienstag vor dem Landtag, in der Tatnacht seien 38 Polizisten der inzwischen aufgelösten Einheit im Einsatz gewesen. Darunter seien auch jene 13 Beamten gewesen, die „vom aktuellen Vorwurf betroffen“ seien. Diese müssten sich nun wegen Volksverhetzung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verantworten.
Die Hinterbliebenen üben seit dem Hanauer Terroranschlag scharfe Kritik an den Behörden. Nun kommen neue Fragen und Zweifel an dem damaligen Vorgehen der Polizei auf. Die Angehörigen verlangen neben der Aufklärungsarbeit auch den Rücktritt von Beuth. Dieser werde „seiner Verantwortung in keinster Weise gerecht“, urteilt Duman.
Die SPD und Linke fordern in Hessen ebenfalls den Rücktritt des Innenministers, der CDU-Politiker lehnt dies jedoch weiterhin ab.