Halle/Saale: Nach Schüssen auf Moschee Tatverdächtiger wieder frei
Nach den Schüssen mit einem Luftgewehr auf ein islamisches Kulturzentrum in Halle an der Saale ist der 55-jährige Tatverdächtige wieder auf freiem Fuß. Die Bundespolitiker Diaby und Özoğuz wollen in der nächsten Woche mit den Betroffenen sprechen.
24.01.2022, Sachsen-Anhalt, Halle (Saale): Eine mobile Wache der Polizei steht vor dem islamischen Kulturzentrum. Auf das islamische Kulturcenter in Halle (Saale) sind während des Mittagsgebets am 23.01.2022 Schüsse aus einem Luftgewehr abgegeben worden. (DPA)

Zwei Tage nach den Luftgewehrschüssen auf Teilnehmer des Mittagsgebets vor dem islamischen Kulturzentrum in Halle-Neustadt (Sachsen-Anhalt) ist der 55-jährige Tatverdächtige nach seiner Vernehmung durch die Polizei wieder auf freiem Fuß. Dies berichtet die „Mitteldeutsche Zeitung“ (MZ) am Montag.
Langwaffe und Gasdruckpistole sichergestellt
Der Staatsschutz ermittele aber weiterhin gegen den Mann, der als Inhaber jener Wohnung in einem Mehrfamilienhaus gegenüber dem Gemeindezentrum ermittelt werden konnte, aus der die Schüsse kamen.
Bei dem Angriff am Sonntag seien keine Menschen verletzt worden und auch keine größeren Schäden am Gebäude entstanden, heißt es vonseiten der Polizeibehörde. Zudem sei der Tatverdächtige bis dato nicht im Zusammenhang mit politisch motivierten Straftaten in Erscheinung getreten.
Allerdings habe eine Durchsuchung der Wohnung des Tatverdächtigen eine „Langwaffe zum Verschießen von Diabolos und eine Gasdruckpistole“ zutage gefördert. Bei Erstgenannter könne es sich um die Tatwaffe handeln. Beide Waffen wurden sichergestellt.
Solidaritätsbesuch aus der Bundespolitik angekündigt
Wie die MZ in Erinnerung ruft, sei der Angriff vom Sonntag nicht der erste, der sich gegen die Moschee und ihre Gläubigen gerichtet habe. Bereits 2018 sei es im Februar und im Juni zu ähnlichen Übergriffen gekommen, wobei drei syrische Staatsangehörige leicht verletzt worden wären. Bereits zum damaligen Zeitpunkt vermuteten Ermittler, dass die Schüsse aus einem der umliegenden Plattenbauten gekommen wären, ein Tatverdächtiger konnte jedoch nicht identifiziert werden.
Der Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt bewertete den Vorfall als Ausdruck von Radikalisierung und rechtsextremistisch motivierter Gewalt in dem Bundesland, die eine „Schande“ darstellten. Das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (Lamsa) forderte Solidarität und rief zu einer „solidarischen Zusammenkunft“ an der Gemeinde anlässlich des Freitagsgebets an kommenden Freitag auf.
Der aus Halle stammende Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby (SPD) und seine Parteikollegin und Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoğuz haben angekündigt, in der nächsten Woche das Kulturzentrum zu besuchen und mit den Betroffenen zu sprechen.

DPA