Die Polizei hat in Sachsen-Anhalt laut Medienberichten die Ermittlung wegen des Verkaufs einer Biersorte unter dem Namen „Deutsches Reichsbräu“ aufgenommen. In den sozialen Netzwerken machten am Freitag Fotos vom Bier mit der Nazi-Symbolik die Runde.
Das Getränk ist mit einem Adler verziert, der eindeutig an den Reichsadler erinnert. Die neue Biermarke wurde von einem bekannten Südthüringer Rechtsextremisten Anfang des Jahres im Internet angekündigt.
Laut Angaben der Polizei ist der Grund für die Ermittlung die Verwendung von verfassungswidrigen Kennzeichen. Der Ermittlung gehen zwei Anzeigen voraus, die bei der Polizei zuvor eingingen. Der Staatsschutz, der für Straftaten mit politischem Hintergrund zuständig ist, hat den Fall übernommen.
Auch in den sozialen Medien stößt das Getränk, welches in einem Getränkemarkt im Burgenlandkreis ausgestellt wurde, auf erhitzte Reaktionen. Bildaufnahmen zeigen Kästen gefüllt mit dem offensichtlich nationalsozialistisch inspirierten Gebräu.
Auch der Preis von 18,88 Euro übermittelt eine unterschwellige Botschaft. In der Nazi-Szene steht die Zahl 18 für die Initialen von Adolf Hitler, also für den ersten und achten Buchstaben im Alphabet. Die Zahl 88 steht wiederum für den Ruf „Heil Hitler“.
Der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU), sowie zahlreiche Kommentatoren im Netz zeigten sich entsetzt. Der Handelspartner des Marktes reagierte und kündigte die Zusammenarbeit auf.
Er habe am Donnerstag von dem Angebot in dem betreffenden Getränkemarkt erfahren, sagte Landrat Ulrich am Freitag gegenüber Reportern. Noch am selben Abend sei er selbst dort hingefahren. Ein Schild habe darauf verwiesen, dass die Kästen ausverkauft seien und im Februar nachgeliefert würden. Götz Ulrich kommentierte: „Viel schlimmer als die Tatsache, dass dieses Bier jemand verkauft, ist, dass es so viele kaufen.“
Ulrich zufolge waren die rund 80 georderten Kästen binnen weniger Tage ausverkauft. „Es ist ein verheerendes Signal, dass so viele keine Berührungsängste haben und ihr Geld gern einem Neonazi in den Rachen werfen.“ Gerade in den Tagen, an denen an den 75. Jahrestag der Befreiung des NS-Konzentrationslagers Auschwitz erinnert werde, sei die Aktion an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten.
Der Betrieb, unter dessen Namen „Getränke Quelle“ in Bad Bibra bisher firmierte, zog sofort Konsequenzen. Er habe am Freitagmorgen von dem Bier erfahren und direkt die Zusammenarbeit mit dem Ladeneigentümer beendet, sagte der Geschäftsführer des Getränkegroßhandels WVG, Thomas Scharf, gegenüber Reportern.
Der Verkäufer des Bieres betrieb demnach ein eigenständiges Geschäft, nutzte dafür aber die WVG-Marke „Getränke Quelle“. Der Eigentümer habe die Hoheit über sein Sortiment. Am Montag sollen die Schilder der Marke vom Markt entfernt werden.
Hinter dem „Reichsbräu“ steckt Tommy Frenck, den der Thüringer Verfassungsschutz als Rechtsextremisten in seinem aktuellen Bericht führt. Während die Polizei Sachsen-Anhalts noch prüft, ob das mit Neonazi-Symbolik aufgeladene Verkaufsangebot in Bad Bibra strafrechtlich relevant ist, sind die Thüringer mit der Prüfung der neuen Biermarke schon weiter.
Nach Angaben einer Polizeisprecherin wurde das Etikett im Landeskriminalamt überprüft - von Spezialisten, die sich mit Symbolen der rechtsextremen Szene auskennen. So heißt es: „Es ist strafrechtlich kein relevanter Aufdruck - auch, wenn er vielleicht diesen Anschein erweckt.“