Die Vizepräsidentin des Deutschen Kinderhilfswerks, Anne Lütkes, ist hart mit der deutschen Corona-Strategie ins Gericht gegangen und hat vor einem „Schiffbruch“ des Bildungssystems gewarnt. „Innerhalb kürzester Zeit werden Kitas und Schulen wieder komplett schließen müssen, weil an zu vielen Stellen nur Wert auf das Einhalten von Zuständigkeiten, Verwaltungsabläufen und Bürokratieerfordernissen gelegt wird, anstatt pragmatisch die immensen Herausforderungen der Corona-Pandemie zu lösen“, sagte Lütkes den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Lütkes beklagte ein „Zuständigkeits- und Organisationschaos“ an vielen Stellen und ein Fehlen nachhaltiger Strategien etwa bei der Bildung und beim Impfen. Ebenso fehle es an einem „tragfähigen Konzept, wie die sich immer weiter öffnende Bildungsschere geschlossen werden“ könne. „Parlamentarische und exekutive Unfähigkeit“ werde „auf dem Rücken unserer Kinder und Jugendlichen ausgetragen“.
Bund und Länder hätten es „entgegen ihren Versprechungen verpasst, die notwendigen Bedingungen zu schaffen, um einen sicheren Betrieb in den Schulen und Kitas zu gewährleisten“, kritisierte Lütkes. „In der Gesamtschau müssen wir deshalb feststellen, dass aus kinderrechtlicher Sicht aufgrund vielfacher falscher Prioritätensetzungen der Umgang mit der Corona-Pandemie ein einziges Desaster ist.“
Lütkes verwies auf „vielerorts dramatische Berichte aus Kinder- und Jugendarztpraxen, aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder Krankenhäusern“, die zeigten, dass sowohl Ängste, Vereinsamung, Unsicherheiten und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen als auch innerfamiliäre Konflikte in der Pandemie deutlich zugenommen hätten.
Die Kinderschutzexpertin forderte unter anderem eine „engmaschige Impf- und Teststrategie sowohl für alle Kinder und Jugendlichen als auch für die Beschäftigten in Schulen und Kitas“. Auch solle den Schulen ermöglicht werden, von der festen Stundentafel abzuweichen, um projektorientierten Unterricht in gleichbleibenden Lerngruppen realisieren zu können.
Deutsches Kinderhilfswerk: Bildungssystem ein einziges Desaster
21 März 2021
Das Bildungssystem stehe kurz vor einem „Schiffbruch“, warnt das Deutsche Kinderhilfswerk. Aus kinderrechtlicher Sicht sei das Corona-Management ein „Desaster“. Bei der Bildung und beim Impfen fehle es an nachhaltigen Strategien.
AFP
Ähnliche Nachrichten
Rechtsrock-Konzert in Neumünster von Polizei verhindert
Polizei verhindert Rechtsrock-Konzert in Neumünster: Nachdem rund 400 Teilnehmer aufgefordert wurden, das Gelände zu verlassen, griffen einige Rechtsradikale die Einsatzkräfte mit Stühlen und Bierdosen an. Bundespolizisten aus Hamburg rückten an.
14 Bundesländer passen Abschlussprüfungen nochmals an
Fast alle Bundesländern wollen laut einem Bericht die Abschlussprüfungen an den Schulen weiter erleichtern. Grund dafür ist der Unterrichtsausfall während der Pandemie. Hessen hat sich noch nicht entscheiden. Rheinland-Pfalz geht einen anderen Weg.