Seit dem 25. Mai 2014 galt die Sache als geklärt: Nachdem sich eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer des Volksentscheids gegen die Randbebauung des Tempelhofer Feldes ausgesprochen hatte, war diese vom Tisch. Vorerst.
Angesichts steigender Mieten und der Wohnungsknappheit in Berlin plant die FDP nun einen erneuten Volksentscheid. Die Partei will mindestens 12 000 Wohnungen bauen lassen.
Der dafür nötige Antrag auf eine amtliche Kostenschätzung wurde von FDP-Generalsekretär Sebastian Czaja Anfang Dezember an Innensenator Andreas Geisel (SPD) verschickt.
Czaja rechnet „bis spätestens Ende Januar 2020“ mit einer Antwort. Unmittelbar danach soll mit der Sammlung von Unterstützer-Unterschriften begonnen werden. Nach der Vorstellung der Liberalen sollte der Volksentscheid gleichzeitig mit der Abgeordnetenhauswahl im September 2021 stattfinden.
Die Aufteilung der Bebauung soll nach einem „Dreiklang“ stattfinden: „Ein Drittel Genossenschaften, ein Drittel städtische Unternehmen, ein Drittel Private“, skizzierte Czaja den Ansatz im Gespräch mit dem Tagesspiegel.
Gebaut werden sollen Wohnungen, die von den Menschen tatsächlich gebraucht würden und bezahlt werden könnten, erklärte FDP-Landeschef Christoph Meyer. „Bezahlbare Single-Wohnungen“ dürften nicht zu kurz kommen, da über die Hälfte der Berliner Haushalte nur von einer Person bewohnt werden.
„Wir wollen in dem neuen Viertel eine ,Berliner Mischung‘ vorsehen, die Haushalte mit unterschiedlichen Einkommen und ein Miteinander von Wohnen und Gewerbe zulässt“, erklärte Meyer.
Voraussetzung für die Bebauung der Ränder des ehemaligen Flughafengeländes ist eine Änderung des Gesetzes zum Erhalt des Tempelhofer Feldes aus dem Jahr 2014. Am südlichen und unmittelbar an den S-Bahn-Ring und die Stadtautobahn grenzenden Rand des Tempelhofer Feldes soll eine „vollgewerbliche Nutzung“ zulässig werden. Ebenfalls im Gesetzentwurf verankert ist der Erhalt der innerhalb des Bebauungsrings vorgesehenen Freiflächen – sie sollen künftig zwei Drittel des Tempelhofer Feldes ausmachen.
Die Initiative zielt auf eine Abkehr von der 2014 von einer Mehrheit der Abstimmungsteilnehmer getroffenen Entscheidung, das Tempelhofer Feld in seiner gesamten Ausdehnung unbebaut zu lassen.
Angaben zufolge wuchs Berlin zuletzt jährlich um die Größe einer Kleinstadt. In der Metropole wird es also eng.
So ist es nicht verwunderlich, dass Zwei Drittel der Berliner die Randbebauung des Tempelhofer Feldes mittlerweile befürworten, nicht mehr als 30 Prozent sind dagegen. Beim ersten Tempelhof-Entscheid im Jahr 2014 war die Stimmverteilung genau umgekehrt.
Ob die zu errichtenden Wohnungen im Falle einer Bebauung tatsächlich erschwinglich sein werden, ist eine andere Frage.