Afghanistan: Viele Veteranen über Entwicklung verbittert
Viele Veteranen sind dem Bundeswehrverband zufolge „verbittert“ über die jüngste Entwicklung in Afghanistan. Der Verbandsvorsitzende Wüstner spricht von einem „politischen Desaster“ und einer „Tragödie“.
Afghanistan: Viele Veteranen verbittert über Entwicklung (Archivbild) (DPA)

Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, André Wüstner, hat angesichts der Machtübernahme der Taliban in Kabul auf die bittere Reaktion vieler Afghanistan-Veteranen hingewiesen. „Das ist etwas, das treibt die um, dieses ‚Wofür?‘ dieses ‚War es umsonst?‘“, sagte Wüstner am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin. Viele Soldaten seien bei dem Einsatz in Afghanistan verletzt worden oder hätten Kameraden sterben sehen.

Den politisch Verantwortlichen hat er in der Afghanistan-Krise Versagen vorgeworfen. „Das ist ein politisches Desaster. Es ist eine Tragödie. Und ich kann dem Bundespräsidenten nur beipflichten: Es ist beschämend, was wir da sehen.“

Nicht nur Einsatz, sondern auch Ehen gescheitert

Den Veteranen und ihren Angehörigen sei nur schwer zu vermitteln, dass der Einsatz nach rund 20 Jahren nun faktisch gescheitert sei. „Es geht ja auch darum, dass unwahrscheinlich viele Ehen kaputt gingen über all die Zeit der Belastungen“, sagte Wüstner. Er warnte vor einem Vertrauensverlust in die Politik, insbesondere in Hinblick auf weitere deutsche Soldaten in gefährlichen Auslandseinsätzen. „Wir haben auch Zuschriften aus Mali oder aus anderen Regionen, die natürlich jetzt Fragen stellen zum Thema Fehleinschätzung“, sagte Wüstner. Er hoffe, dass das Verteidigungsministerium eine Antwort auf die Sorgen und Fragen dieser Soldaten finde. Die Taliban waren nach einem rasanten Eroberungsfeldzug in Kabul einmarschiert und damit knapp 20 Jahre nach dem Einmarsch westlicher Truppen in Afghanistan an die Macht zurückgekehrt. Zehntausende Menschen versuchen derzeit, aus dem Land zu fliehen, weil sie eine Rückkehr zu einer Herrschaft nach den fundamentalistischen Regeln fürchten, wie sie die Taliban bereits in den Jahren 1996 bis 2001 durchgesetzt hatten.

AFP