Abweichung vom Koalitionsvertrag: Ernährungsindustrie kritisiert Özdemir
Die Ernährungsindustrie wirft Landwirtschaftsminister Cem Özdemir Vertragsbruch beim vereinbarten Werbeverbot für ungesunde Kinder-Lebensmittel vor. Özdemir hatte zuletzt die geplanten Verbote abgemildert.
Cem Özdemir. / Photo: DPA (DPA)

Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) hat Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) vorgeworfen, mit seinen Plänen für ein Werbeverbot für ungesunde Kinder-Lebensmittel den Rahmen des Koalitionsvertrags zu verlassen. Die BVE werfe Özdemir vor, „dass er offenbar ungeprüft windige Studien aus Großbritannien heranzieht, die sich gar nicht ausschließlich mit Kindern befassten, um einen ideologisch geprägten Ernährungsstil für die ganze Bevölkerung durchzusetzen“, sagte BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff der „Rheinischen Post“ vom Montag.

„Das ist weder seine Aufgabe noch durch den Ampel-Koalitionsvertrag gedeckt. “ Mit Blick auf Lebensmittel, die viel Zucker, Fett oder Salz enthalten, sagte Minhoff: „Es steht doch jedem frei, seine Rezepturen zu reformulieren und sie den Kunden anzubieten. Ich möchte nicht in einem Land leben, wo der Staat bis in den Kühlschrank hineinregiert.“

Minhoff sagte, die BVE werde den im Koalitionsvertrag festgehaltenen Kompromiss für ein Werbeverbot für ungesunde Kinder-Lebensmittel mittragen. „An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt darf es in Zukunft bei Sendungen und Formaten für unter 14-Jährige nicht mehr geben“, zitierte der Hauptgeschäftsführer: „Kurz: Ein Verbot von Werbung an Kinder in Kindersendungen.“

Özdemirs Pläne für Werbeverbot stoßen auf Widerstand

Das sei ein Kompromiss, auf den sich SPD, Grüne und FDP geeinigt hätten. „Was Cem Özdemir jetzt plant, geht sehr weit darüber hinaus“, kritisierte Minhoff. „Der Kollateralschaden eines Lebensmittel-Werbeverbots für die Medienvielfalt, für Sportvereine, für das Produktangebot wären riesig, aber der Kinderschutz nicht automatisch erhöht.“

Özdemir milderte seine ursprünglichen Pläne für Werbeverbote zum Schutz von Kindern inzwischen ab. Neben der Kürzung der Verbotszeiten für Fernsehwerbung wurde auch das Plakatverbot im Umkreis von Sportplätzen gestrichen.

Der Minister und der Präsident des Max-Rubner-Instituts, Pablo Steinberg, stellen Dienstag eine Studie zu den Veränderungen der Energie- und Nährstoffgehalte in den relevanten Lebensmittelgruppen vor. Dazu gehört auch ein Sonderbericht zu Produkten mit Kinderoptik.

TRT Deutsch und Agenturen