Mit einer drastischen Plakataktion haben nationalistische Aktivisten in Warschau den neuen deutschen Botschafter mit Reparationsforderungen für Kriegsschäden konfrontiert. „Die Deutschen haben Millionen Polen ermordet und Polen zerstört. Deutsche, Ihr müsst dafür zahlen“, steht auf Englisch auf den Postern in der Nähe einer belebten U-Bahnstation im Zentrum der polnischen Hauptstadt. Ein Schwarz-Weiß-Foto zeigt dazu Wehrmachtssoldaten vor brennenden Häusern, überschrieben ist das Bild mit „Willkommen, neuer deutscher Botschafter in Warschau“.
Der neue deutsche Botschafter in Polen, Arndt Freytag von Loringhoven, hatte im September erst nach mehrmonatiger Wartezeit die Zustimmung Warschaus zu seinem Amtsantritt bekommen. Polnischen Medienberichten zufolge gab es zunächst Vorbehalte gegen den Diplomaten wegen seiner Familie. Der Vater des Botschafters, Bernd Freytag von Loringhoven, war von 1944 bis Ende April 1945 Adjutant des Generalstabschefs der Wehrmacht, auch in Hitlers Führerbunker. Als Adjutant bereitete er zudem in Hitlers Führerbunker die tägliche militärische Lagebesprechung vor.
Hinter der Plakataktion steckt die rechte Gruppe „Bewegung für moralische Hygiene“ um den Zeichner Wojciech Korkuc. Die Gruppe hatte bereits 2018 mit Plakaten zum Thema Entschädigungen Aufsehen erregt, 2005 machte sie Front gegen Feministinnen und Homosexuelle.
„Grund für unsere Aktion ist, dass die Deutschen sich zwar immer wieder zu ihrer Schuld bekennen, aber keine Entschädigungen bezahlt haben“, sagte Korkuc der Deutschen Presse-Agentur. Vermutlich habe auch der Vater des deutschen Diplomaten in Polen viel zerstört. „Der Botschafter hat nun die Chance, einen wichtigen Schritt zur Versöhnung zu tun und sich für die Reparationen einzusetzen.“
Die Regierung in Warschau hatte 2017 eine Parlamentskommission eingesetzt, um die Kriegsschäden in dem 1939 von Deutschland überfallenen und bis 1945 besetzten Polen festzustellen. Nach früheren polnischen Schätzungen, die auf einer Bestandsaufnahme von 1946 plus Zinsen beruhen, belaufen sich die Schäden auf 800 Milliarden Euro. Die Bundesregierung betrachtet das Thema als rechtlich und politisch abgeschlossen.