Südafrika: Deutscher und französischer Diplomat tauschen Rollen
Vor 56 Jahren ist mit dem Élysée-Vertrag der Freundschaftspakt zwischen Deutschland und Frankreich besiegelt worden. Die Botschafter beider Länder würdigen diesen Tag mit einem Rollentausch.
Angela Merkel und Emmanuel Macron (DPA)

Premiere im südafrikanischen Pretoria: Für einen Tag leitet ein französischer Diplomat die deutsche Botschaft, ein deutscher die französische. Mit dem einzigartigen Rollentausch würdigten beide Botschafter am Mittwoch ein Ereignis, das für Europa eine besondere Bedeutung hat: das einjährige Jubiläum des Aachener Vertrages. Genau 56 Jahre nach Unterzeichnung des Élysée-Vertrages besiegelten Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vor einem Jahr einen neuen Freundschaftspakt. Er regelt die enge Zusammenarbeit beider Länder. „Der französische Kollege hatte die Idee, und ich habe mich gerne überzeugen lassen“, sagte Deutschlands Botschafter in Südafrika, Martin Schäfer. Der Rollentausch fand statt. Vor Südafrikas Regierungssitz in Pretoria tauschte er mit seinem Kollegen Aurélien Lechevallier die Schlüssel für Dienstwagen und Botschaft. Damit wurde Lechevallier - ein Duzfreund und enger Vertrauter von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron - für einen Tag zum deutschen Botschafter. Südafrikas Außenministerium wurde per Verbalnote über den ungewöhnlichen Rollentausch informiert, sagte Schäfer und betonte mit Hinweis auf geschichtliche Parallelen: „Die deutsch-französische Freundschaft und Aussöhnung ist in vielerlei Hinsicht auch für die südafrikanische Gegenwart relevant.“ Bis 1994 seien am Kap ja auch Gewalt und Krieg die Mittel der Wahl gewesen, um Konflikte zu lösen. Offen bis zuletzt blieb die Frage, was der deutsche Botschafter für einen Tag beim Mahl zu Ehren des Aachener Vertrages seinen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kredenzen würde. Deutscher Riesling, oder doch Bordeaux-Wein aus seiner Heimat? Schäfer hatte es da als französischer Botschafter für einen Tag einfacher: „Ich bringe Champagner mit, das passt immer“, meinte er. Levechallier dagegen setzte - ganz diplomatisch - auf Riesling und edlen Rotwein vom Kap.

DPA