Nach der vorübergehenden Festnahme der schottischen Ex-Regierungschefin Nicola Sturgeon werden auch aus den eigenen Reihen Forderungen nach einer Suspendierung der 52-Jährigen laut. „Diese Seifenoper läuft schon viel zu lange“, twitterte Angus MacNeil, der für Sturgeons Schottische Nationalpartei (SNP) im britischen Parlament sitzt. „Nicola Sturgeon hat andere schon für viel weniger aus der SNP suspendiert. Zeit für politische Distanz, bis die Ermittlungen so oder so enden.“ Auch nach ihrem Rücktritt als Regierungs- und Parteichefin ist Sturgeon weiterhin Abgeordnete im Regionalparlament in Edinburgh.
Die Polizei hatte die starke Verfechterin einer schottischen Unabhängigkeit am Sonntag festgenommen und stundenlang befragt. Dabei geht es um eine mögliche Zweckentfremdung von Spenden in Höhe von rund 660.000 Pfund (rund 772.000 Euro), die für die Unabhängigkeitskampagne der SNP vorgesehen waren. Bereits im April waren Sturgeons Ehemann Peter Murrell, der lange Jahre für die SNP-Finanzen verantwortlich war, und SNP-Schatzmeister Colin Beattie vorübergehend festgenommen worden. Wie Sturgeon kamen beide später wieder frei, ohne dass Anklage erhoben wurde. Die Behörden durchsuchten auch eine Reihe von Grundstücken, darunter das Haus von Sturgeon und Murrell sowie die Parteizentrale der SNP in Edinburgh.
Der Generalsekretär der schottischen Konservativen, Craig Hoy, forderte den amtierenden SNP-Chef Humza Yousaf auf, „Führungsstärke zu zeigen“ und seine Vorgängerin zu suspendieren. Die Labour-Partei verlangte völlige Transparenz von Yousaf. „Die Menschen in Schottland verdienen Antworten“, sagte Schatten-Schottlandminister Ian Murray in London.