Großbritannien: Staatssekretärin nach Stinkefinger in der Kritik
Die britische Staatssekretärin Jenkyns hatte Johnson-Gegnern den Stinkefinger gezeigt. Nun hagelt es Kritik – auch von ihrer eigenen Konservativen Partei. Die obszöne Geste sei nicht akzeptabel, moniert Kabinettsmitglied Spencer.
Britische Staatssekretärin Andrea Jenkyns (Twitter)

Mit einem Stinkefinger gegen Kritiker des britischen Premierministers Boris Johnson hat die britische Staatssekretärin Andrea Jenkyns auch in ihrer eigenen Konservativen Partei für Empörung gesorgt. Das Verhalten sei „empörend“, twitterte der Tory-Abgeordnete George Freeman am Samstag. „Genau aus diesem Grund brauchen wir einen neuen Premierminister.“ Der Verhaltenskodex für Minister müsse wiederhergestellt, der Dienst in öffentlichen Ämtern respektiert werden. Kabinettsmitglied Mark Spencer kritisierte in der BBC, die obszöne Geste sei nicht akzeptabel. Jenkyns rechtfertigte sich. Sie sei wie andere Politiker von einem „bellenden Mob“ übel beleidigt worden. In den vergangenen Jahren habe sie wüste Beschimpfungen und vier Morddrohungen erhalten. „Ich war am Ende meiner Kräfte.“ Jenkyns betonte, niemand müsse sich solch eine Behandlung gefallen lassen. „Ich hätte mehr Gelassenheit zeigen sollen, aber ich bin nur ein Mensch.“ Die Politikerin machte die obszöne Geste, als sie am Samstag durch ein Gittertor die Downing Street betrat. Dort wurde sie zur neuen Staatssekretärin für Bildung ernannt. Vor dem Tor standen Dutzende Menschen, von denen viele mit Sprechchören den Premier zum sofortigen Rücktritt aufforderten. Jenkyns hatte am Donnerstag Johnsons Rückzugsankündigung in der Downing Street verfolgt und damit ihre Unterstützung für den 58-Jährigen gezeigt. „Niemand erwartet, dass Staatssekretäre perfekt sind“, twitterte die Oppositionspolitikerin Bridget Phillipson von der Labour-Partei. „Aber ist es zu viel, zu erwarten, dass sie die Öffentlichkeit nicht so behandeln?“ Auch der Umgang mit Kritik an ihm und seiner Regierung sowie sein mangelnder Respekt für Ethik und Moral hatten zum Sturz von Premier Johnson geführt.

DPA