Erneuerbare Energien trenden in der Türkei
Mit Ausbruch des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine stehen alternative Energieressourcen und Energiesicherheit oben auf der Tagesordnung. Auch die Türkei tätigt bei erneuerbaren Energien beträchtliche Investitionen.
Windkraftanlagen in der Türkei (AA)

Die Türkei hat in kürzester Zeit erhebliche Fortschritte im Bereich der erneuerbaren Energien erzielt. Stammten noch Anfang der 2000er Jahre bei der Stromerzeugung etwa 38 Prozent der installierten Leistung aus erneuerbaren Energiequellen, sind es heute bereits 54 Prozent. Die Türkei liegt damit weltweit auf Platz 12 und in Europa auf Platz 5 in Bezug auf die installierte Leistung aus erneuerbaren Energien. Insbesondere im von der Pandemie überschatteten Jahr 2020 lag die Türkei weltweit auf Platz 9 und in Europa auf Platz 4 der Staaten, die ihre installierte Leistung im Bereich der erneuerbaren Energien steigern konnten. Insgesamt ist der Sektor für erneuerbare Energien auf internationaler Ebene in den Vordergrund gerückt.

So wurden bei der Energiegewinnung aus Wind, Sonne, Wasserkraft und Geothermie erhebliche Fortschritte erzielt. Die Türkei hat dabei bei der Sonnenenergie die Marke von 8.000 Megawatt und bei der Windenergie die Marke von 10.000 Megawatt überschritten. Allein 2021 wurden mehr als 10 Prozent des in der Türkei produzierten Stroms aus Windenergie gewonnen. Gleichzeitig gehört die Türkei mit einer installierten Wasserkraftleistung von rund 31.000 Megawatt zu den zehn führenden Ländern der Welt. Wirft man dann noch einen Blick auf die Geothermie, liegt die Türkei mit einem Anteil von 11,5 Prozent an der insgesamt installierten Leistung weltweit an vierter und in Europa an erster Stelle. Zeitweise produziert die Türkei mehr Strom aus Windenergie als viele EU-Staaten wie etwa Deutschland oder Frankreich.

Das Potential für erneuerbare Energien in der Türkei

Die Tatsache, dass die Türkei über ein sehr hohes Potenzial für erneuerbare Energien verfügt, bedeutet, dass sie in diesem Bereich weiterwachsen wird. Neben seinem Potential, den gesamten jährlichen Strombedarf aus Sonnenenergie zu decken, verfügt das Land auch in Bezug auf Windenergie über ein sehr wichtiges Potential, insbesondere an den Meeresküsten. Genauer gesagt, beträgt das zusätzliche Potenzial bei der Windenergie der Hälfte der heute installierten Leistung. Darüber hinaus bestätigen Berechnungen, dass aus dem anfallenden Abfall in der Türkei Energie mit einem Äquivalent von etwa 4 Millionen Tonnen und einem Wert von eineinhalb Milliarden Dollar gewonnen wird. Nimmt man alle diese Zahlen zusammen, wird deutlich, dass die Türkei das Potenzial hat, ihre aktuelle Produktion erneuerbarer Energien signifikant zu steigern.

Grünes Energiewachstum

Sinkende Investitionskosten, staatliche Anreize und die Bekämpfung des Klimawandels befeuern das Wachstum im Sektor der erneuerbaren Energien. Dabei geben global Länder bei ihren Energie-Investitionen erneuerbaren Energieformen den Vorrang, auch um ihre gesteckten Ziele beim Thema Emissionsneutralität zu erreichen. Dies verdeutlicht auch, dass sich die grüne Transformation auch in Zukunft exponentiell fortsetzen wird.

Die Türkei erzeugt nicht nur Strom aus erneuerbaren Quellen, sondern investiert auch beträchtlich in Technologie und Infrastruktur. So schreibt das Land bei entsprechenden Ausschreibungen bereits bestimmte Quoten zur Komponentenfertigung in der Region vor und bietet erhebliche Anreize für die Produktion sauberer Energietechnologien im Inland. Entsprechend ist bis heute der Anteil von heimischen Sonnenmodulen in Solarkraftwerken auf 70 Prozent gestiegen. Viele Komponenten, etwa Rotorblätter, Turbinentürme, Befestigungselemente und Generatorteile, werden mittlerweile in der Türkei produziert. Mit dem Export dieser Güter in mehr als 40 Staaten wird auch das Außenhandelsdefizit im Energiebereich reduziert.

Mit der in Zukunft fortschreitenden Digitalisierung werden der Wandel und die Transformation im Energiesektor weiter zunehmen. Viele Verbraucher von heute können mit Modulen, die sie auf ihren Dächern installieren, gleichzeitig auch Produzenten werden. Nicht nur Privathaushalte, sondern auch Universitäten, Fabriken und Kommunen haben bereits damit begonnen, in diesen Bereich zu investieren. Mit dieser Wende tragen die jetzigen Verbraucher einerseits zur Produktion bei und können anderseits auch Einkommen generieren, indem sie einen etwaigen Überschuss entgeltlich ins Netz speisen.

Mehr erneuerbare Energien für eine lebenswertere Umwelt

Mehr als 70 Prozent der weltweiten Emissionen werden vom Energiesektor verursacht. Diese Ausgangslage macht es für den Energiesektor unvermeidlich, sich einem schnellen Wandel und einer Wende zu unterziehen. In diesem Sinne bedeutet eine stärkere Nutzung erneuerbarer Energiequellen ebenso, dass auch der Umweltpolitik mehr Beachtung geschenkt wird. Die Türkei ist für 0,7 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Im Vergleich zu EU- und OECD-Ländern zeigt diese Quote, dass die Türkei ein sehr niedriges Pro-Kopf-Emissionsniveau aufweist. Dennoch will man mit den Fortschritten im Bereich der erneuerbaren Energien die derzeitigen Emissionen noch weiter reduzieren.

Dabei verfolgt die Türkei die Strategie, einerseits die Abhängigkeit von ausländischen Energielieferungen durch Bereitstellung von Strom aus erneuerbaren Ressourcen zu reduzieren und andererseits ihren technologischen Fortschritt in diesem Bereich auszubauen. Aus diesem Grund ist die Türkei auf dem Weg, eines der führenden Länder der Welt in Bezug auf die Nutzung erneuerbarer Energiequellen zu werden und damit ihr für 2053 gesetztes CO2-Neutralitätsziel zu erreichen.

Meinungsbeiträge geben die Ansichten des jeweiligen Autors und nicht die der Redaktion wieder. Für Anfragen wenden Sie sich bitte an: meinung@trtdeutsch.com