1000 Tage: Furchtlose Mütter fordern von Terrorgruppe PKK Kinder zurück
Seit genau 1000 Tagen demonstrieren unbeugsame Mütter vor dem HDP-Partei-Büro in Diyarbakır. Sie fordern ihre von der PKK angelockten und entführten Kinder zurück. Der Versammlungsort ist nicht zufällig ausgewählt worden.
Diyarbakır: Mütter seit 1000 Tagen gegen PKK-Rekrutierung im Sitzstreik (AA)

Es ist ein Thema, das von gewählten Volksvertretern sowie den meisten Mainstream-Medien in Europa nur zu gerne verschwiegen wird: Die in der Europäischen Union verbotene „Arbeiterpartei Kurdistans“ – besser bekannt als PKK und alles andere als eine Partei – geht auf Menschenfang. Wann wird Europa endlich zuhören und aufhorchen? Terror kennt keine Grenzen, Terroristen können überall zuschlagen.

Da Terror das blutige und schmutzige Geschäft der PKK und ihrer Satellitenorganisationen ist, versuchten diese, die Eltern der von ihnen angelockten oder entführten jungen Menschen ebenso zu terrorisieren. Doch seit dem 3. September 2019 hat sich das Bild komplett gewandelt. In einer beispiellosen und zugleich beispielhaften Zivilgesellschafts-Initiative begannen sich furchtlose Mütter vor den lokalen Büros der HDP-Partei zu versammeln. Die Mütter wissen nur zu genau, dass die sogenannte Demokratische Partei der Völker (HDP) als eine Art Vermittlerbüro agiert zwischen jungen Menschen, die geblendet werden, und den Terroranführern, die sich weitab in den Bergen verstecken.

Gestern wurden der Mut und das Engagement der Mütter im niederländischen Den Haag gebührend geehrt. Bei einer Veranstaltung, die in Kooperation zwischen dem Präsidium für Kommunikation in Ankara sowie der türkischen Botschaft in den Niederlanden in Den Haag organisiert wurde, kamen Experten aus dem In- und Ausland sowie sehr viele Gäste und Zuhörer zusammen, um eines deutlich zu machen: Es gibt keine Angst mehr vor den PKK-Terroranhängern; deren Zeit wird in Kürze endgültig abgelaufen sein. Von daher auch der so passende und würdevolle Titel: „Ein gesellschaftlicher Protest gegen die Rekrutierung von Kindern durch die PKK: Mütter aus Diyarbakır gegen die PKK“ (Übersetzung d. Verfassers).

Mütter repräsentieren neues Zeitalter

Prof. Fahrettin Altun, Direktor des Präsidialamtes für Kommunikation, brachte es dann in seiner Videobotschaft auf den Punkt: „Die Mütter aus Diyarbakır leisten einen der größten und mächtigsten zivilen Widerstände, um ihre von der Terrororganisation PKK entführten und in die Falle gelockten Kinder aus dem Sumpf des Terrorismus zu retten (…) sie sind die kollektive Stimme und das Gewissen unserer 83 Millionen BürgerInnen geworden“ (Übersetzung d. Verfassers).

In Anwesenheit des stellvertretenden Direktors des Präsidialamtes für Kommunikation, Dr. Çağatay Özdemir, und Botschafter Şaban Dişli sprachen es die Expertinnen und Experten, die sich zur Podiumsdiskussion eingefunden hatten (Dr. Hüseyin Alptekin, Medipol Universität Türkiye; Rena Netjes, Journalist aus den Niederlanden; Valeria Giannotta, Akademikerin und Journalistin aus Italien; Dr. Abdullah Erboğa, Experte für Internationale Beziehungen sowie der Verfasser dieser Zeilen) deutlich aus: Die Mütter wissen, warum sie sich vor den Büros der HDP versammeln und nirgendwo anders.

Diskussion und Beiträge würdigten dann die unbeugsamen Mütter und seit einiger Zeit auch Väter, die ihre unschuldigen Kinder zurückfordern. Es sei ein neues Zeitalter angebrochen. Terroristen können die Türkei nicht mehr in die Knie zwingen, ihre Drohungen ziehen nicht mehr. Die Mütter stehen von daher nicht nur für sich, sondern für ein ganzes Land, das sich nicht mehr bevormunden lässt, egal, ob zu Hause oder vom Ausland her.

35 Kinder und Jugendliche konnten bereits befreit werden bzw. sich von ihren brutalen Entführern lossagen und den Sicherheitskräften überstellt werden – alle anderen müssen folgen.

PKK und ihre Satelliten – ein US-General packt aus

Die HDP hat sich nach wie vor nicht vom Terrorsumpf distanziert. Egal, ob der damalige Co-Vorsitzende Selahattin Demirtaş 2012 in den USA die PKK als bewaffnete Bürgergruppe titulierte oder 2014 alle im Alter zwischen sieben und 70 Jahren zur Anarchie aufrief, wobei viele unschuldige Menschen ihr Leben lassen mussten – die Verknüpfungen zumindest zwischen der ehemaligen Führungsriege der HDP und der PKK sind unwiderlegbar. Und bis heute gibt es keinerlei Reaktionen seitens der neuen Führung der HDP – das sollte als Beweis ausreichen.

Und dann müssen wir, wie in Den Haag von den Mitgliedern der Podiumsdiskussion explizit angeführt, das größere Umfeld beleuchten. Um zu verstehen, dass Kontakte zwischen HDP und PKK auf der einen Seite, aber eben auch PKK und YPG/PYD und SDF/SDC auf der anderen Seite glasklar belegt sind, muss man lediglich dem Mann zuhören, der es bewerkstelligt hat, dass manch ein Beobachter in der Tat glaubte, die Ableger der PKK in Syrien seien bewundernswerte und bemitleidenswerte Freiheitskämpfer statt eiskalte Killermaschinen.

2017 brach US-General Raymond Thomas sein Schweigen und erklärte, er selbst habe zwei Jahre zuvor der YPG geraten, sich eine neue Marke zuzulegen.

PKK und ihre blutigen Machenschaften

Bevor wir abschließend einen schockierenden Fall näher betrachten, sollten wir uns die sensationell menschenverachtende Wortwahl einer PKK-Postille zu Gemüte führen. Die Zeitung mit Sympathien für die PKK (wir berichteten) Yeni Özgür Politika, stellte am 10.9.2019, also kurz nach dem ersten Sit-in vor dem HDP-Partei-Büro in Diyarbakır, fest: „Die kurdischen Jugendlichen gehen freiwillig in die Berge, es ist ihre Liebe zur Heimat, die sie in die Berge bringt.“

Freiwillig? Dann sollten wir dem traurigen Kommentar von Eyüp Baran zuhören, der im Januar 2021 die Geschichte seines eigenen Sohnes einer breiten Öffentlichkeit mitteilte und somit Teil des Protestes der Mütter wurde. Während der Podiumsdiskussion führte Dr. Abdullah Erboğa aufgrund eigener Recherche auch vor Ort aus, dass zum Jahrestag der Verhaftung des Terrorclananführers Öcalan am 14. Februar 2011 ein neunjähriger Junge einen Sprengstoff in die Hände gelegt bekam, als ob er ein Spielzeug wäre. Kurze Zeit danach explodierte er. Grund? Die PKK hatte zum Schulbesuchsboykott am 14. Februar aufgerufen, um Öcalan zu würdigen. Herr Baran wollte seinen Sohn dennoch in die Schule schicken, die PKK rächte sich auf barbarische Art und Weise. Er verlor fünf Finger an der linken Hand.

Vier Jahre danach entführte die PKK seinen Sohn, den er seither nicht mehr gesehen hat. Er vermutet, dass sein Sohn als Selbstmordbomber eingesetzt werden soll.

Die Mütter, die Eltern sind aufgestanden. Ein stolzes Land ist aufgestanden. Hoffen wir, dass die PKK nicht nur angezählt, sondern ausgezählt ist.

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