Die kulturelle und historische Vielfalt der Türkei ist für viele atemberaubend. Jeder Quadratzentimeter des Landes, das auch als „Wiege der Zivilisationen“ bezeichnet wird, ist reich an Geschichte. Wenn man sich umschaut, stößt man in der einen Richtung auf antike griechische Ruinen, in der anderen auf die Überreste einer antiken römischen Stadt und man ist gleichzeitig von prächtigen osmanischen Bauten umgeben. In den vergangenen Jahrhunderten kämpften viele Königreiche und Reiche um die Herrschaft in Kleinasien: Hethiter, Phryger, Lydier, Griechen, Römer, Byzantiner, Seldschuken, anatolische Beyliks und Osmanen, um nur die wichtigsten zu nennen. Neben diesen historischen Siedlern herrschten unzählige Persönlichkeiten und Reiche über Anatolien. Wir haben eine Auswahl der fünf schönsten in der Türkei erhaltenen Kulturerbestätten zusammengestellt.
Pergamon und seine vielschichtige Kulturlandschaft
Das in der türkischen Ägäisprovinz Izmir gelegene Pergamon und seine umliegende vielschichtige Kulturlandschaft wurden 2014 in die Liste aufgenommen. Die Akropolis von Pergamon war einst laut UNESCO ein bedeutendes Zentrum der Gelehrten in der antiken Welt. Damals war Pergamon die Hauptstadt des hellenischen Königreichs der Attaliden.
In und um Pergamon, das heute unter dem Namen Bergama bekannt ist, kann man die Überreste des Römischen, Byzantinischen und Osmanischen Reiches besichtigen. Sie zeigen Strukturen heidnischer Religionen, des Christentums, des Judentums und des Islam.
Die Überreste der Stadt wurden erstmals in den 1870er Jahren von dem deutschen Ingenieur Carl Humann entdeckt. Eine Büste von ihm befindet sich auch im Berliner Pergamonmuseum, wo unter anderem der berühmte Pergamonaltar zu besichtigen ist.
Das antike Pergamon beherbergte ein Amphitheater mit 50.000 Sitzplätzen und ein Theater für 30.000 Menschen, die zweitgrößte Bibliothek der antiken Welt sowie das erste Krankenhaus. Heute ist nur noch das Viran Kapı (Ruinentor) als Bogen des Theaters erhalten.
Ephesus
Die weltberühmte antike Stadt Ephesus liegt ebenfalls in der Provinz Izmir. Sie wurde 2015 in die UNESCO-Liste aufgenommen. Ephesus ist eine antike griechische Siedlung, die später zu einer großen römischen Stadt in der Nähe der heutigen Stadt Selçuk wurde. Sie hat ein reiches kulturelles Erbe, das bis 6500 v. Chr. zurückreicht. Die antike Stadt erlebte ihre Blütezeit unter römischer Herrschaft und wurde in den 20er Jahren v. Chr. zur Hauptstadt Kleinasiens, auch bekannt als Anatolien, erhoben.
Die UN-Organisation würdigt „großartige Denkmäler aus der römischen Kaiserzeit“, darunter die Bibliothek des Celsus und das Große Theater, die bei Ausgrabungen entdeckt wurden. Allerdings ist vom berühmten Artemis-Tempel, einem der „Sieben Weltwunder“, der Pilger aus dem ganzen Mittelmeerraum anzog, wenig übrig geblieben. Das Haus der Jungfrau Maria, eine Kapelle in der Nähe von Ephesus, ist zu einem christlichen Wallfahrtsort geworden, heißt es weiter.
Historische Gebiete in Istanbul
Istanbul ist seit über 2000 Jahren mit wichtigen politischen, religiösen und künstlerischen Ereignissen verbunden, dies hat auch die UNO erkannt und gewürdigt. Gleich vier historische Gebiete auf der historischen Halbinsel in Istanbul wurden 1985 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Dabei handelt es sich um das archäologische Stadtgebiet von Sultanahmet, die Süleymaniye-Moschee und das zugehörige Gebiet, die Zeyrek-Moschee und das zugehörige Gebiet sowie das Gebiet der Istanbuler Stadtmauern.
Das archäologische Stadtgebiet von Sultanahmet besteht aus dem Hippodrom von Konstantinopel, der Hagia Sophia, der Hagia Eirene, der Kleinen Hagia-Sophia-Moschee und dem Topkapı-Palast.
Die Süleymaniye-Moschee wurde von Mimar Sinan unter der Schirmherrschaft von Suleiman I., auch bekannt als Suleiman der Prächtige, erbaut. Das Bauwerk sollte die religiösen und die kulturellen Bedürfnisse der Stadt erfüllen und wurde als solcherart Welterbe in die UNESCO-Liste aufgenommen.
Das Gebiet der Zeyrek-Moschee und der zugehörigen Komponenten umfasst die Zeyrek-Moschee und ihre Umgebung, während das Gebiet der Istanbuler Landmauern im Westen an die historische Halbinsel grenzt und die Stadtmauern und deren Umgebungen umfasst, die vom Marmarameer im Süden bis zum Goldenen Horn im Norden reichen.
Troja
Die legendäre antike Stadt Troja befindet sich in der westlichen Provinz Çanakkale und wurde 1998 in die UNESCO-Liste aufgenommen. „Troja ist mit seiner 4000 Jahre alten Geschichte eine der berühmtesten archäologischen Stätten der Welt“, hieß es zur Begründung von der UNESCO. „Aus wissenschaftlicher Sicht sind seine umfangreichen Überreste der bedeutendste Beweis für den ersten Kontakt zwischen den Zivilisationen Anatoliens und der Mittelmeerwelt.“
„Die Belagerung Trojas durch spartanische und achäische Krieger aus Griechenland im 13. oder 12. Jahrhundert v. Chr., die von Homer in der Ilias verewigt wurde, hat seither große kreative Künstler in der ganzen Welt inspiriert.“
Kappadokien
Die UNESCO beschreibt Kappadokien als „eine spektakuläre Landschaft“ und nahm die Stätte 1985 in ihre Liste auf. Geprägt wird die Landschaft um Göreme durch eindrucksvolle Tuffsteinformationen. Diese sind teilweise ausgehöhlt und bilden die so genannten Feenkamine, die als touristische Sehenswürdigkeit besonders bekannt sind.
Die ersten Christen nutzten sie, um in Abgeschiedenheit ein der Andacht gewidmetes Leben führen zu können. Sie legten nicht nur Kirchen und Kapellen an, sondern ganze Wohnanlagen für mehrere tausend Menschen. Das Göreme Open-Air Museum lässt einen die damalige Zeit direkt nacherleben. Unter anderem ist es berühmt für die „Dunkle Kirche“ aus dem 11. Jahrhundert.
Das Göreme-Tal und seine Umgebung beherbergen „in den Fels gehauene Heiligtümer, die ein einzigartiges Zeugnis der byzantinischen Kunst in der post-ikonoklastischen Periode darstellen“, heißt es dazu von Seiten der UNESCO.
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