Einige Schulen im südindischen Bundesstaat Karnataka haben nach Protesten im Anschluss an das Hidschab-Verbot für muslimische Schülerinnen am Montag wieder geöffnet. Die Beschränkung hatte landesweit Proteste ausgelöst. In der vergangenen Woche waren die Schulen deshalb geschlossen worden.
An mehreren Orten wurden muslimische Schülerinnen und Lehrerinnen vor Fernsehkameras gezwungen, ihre Kopfbedeckung abzunehmen, bevor sie das Schulgelände betraten. In den sozialen Medien kursieren Aufnahmen von abgewiesenen Schülerinnen, die aus Protest nach Hause gingen.
Schülerinnen zum Ablegen des Hidschab gezwungen
Berichten zufolge forderten einige Eltern, dass die Schülerinnen den Hidschab bis zum Unterricht tragen dürfen, doch die Behörden hätten das abgelehnt. Ayesha Imthiaz, eine Schülerin in Udupi, findet es erniedrigend, ihren Hidschab vor dem Betreten der Schule ablegen zu müssen.
Ein Beamter des Bundesstaates Karnataka sagte gegenüber Presse, dass sieben Schülerinnen den Prüfungsraum verlassen hätten, nachdem die Behörden ihnen die Erlaubnis zum Tragen des Hidschabs verweigert hätten. „Ihre Eltern wurden angerufen, und alle sieben verließen daraufhin den Prüfungssaal und gingen nach Hause“, zitierte NDTV den Beamten.
Rechtsextreme Tendenzen gegen Muslime
Die muslimische Minderheit Indiens wertet das Hindschab-Verbot als Versuch, sie in einem von Hindus dominierten Land weiter an den Rand zu drängen. Die umstrittene Maßnahme kommt während der Wahlen in wichtigen Bundesstaaten, in denen auch die rechte Bharatiya Janata Party (BJP) von Premierminister Narendra Modi antritt.
Die Polizei stand Wache, als die Schülerinnen in rosafarbenen Uniformen – von denen etwa ein Dutzend den Hidschab trugen – eine staatliche Mädchenschule im südindischen Bezirk Udupi betraten. Dort war der Streit zum ersten Mal aufgeflammt. Die Stadt liegt etwa 400 Kilometer von der Technologiemetropole Bengaluru entfernt.
Die Behörden haben Versammlungen von mehr als fünf Personen im Umkreis von 200 Metern von Bildungseinrichtungen in der Region verboten. Als Grund wurde die Wiederaufnahme des Unterrichts in Grundschulen und weiterführenden Schulen genannt. Die Colleges bleiben geschlossen.
„Einschränkung der Religionsfreiheit“
Das Urteil des Gerichts wird von Menschenrechtsaktivisten als Einschränkung der verfassungsrechtlichen Religionsfreiheit gewertet. Der Anwalt Devadatt Kamat vertritt Betroffene. In einer Online-Anhörung am Montag sagte er, dass seine Klienten seit ihrer Einschulung eine Kopfbedeckung im Unterricht getragen hätten. Gefordert werde nun eine Erlaubnis, um weiterhin Kopftücher in den Farben der Schuluniformen tragen zu dürfen, so Kamat.
Das Hidschab-Verbot in dem von der rechtsgerichteten BJP regierten Bundesstaat Karnataka fußt auf einen Erlass der Behörden vom 5. Februar über die Uniformierung. Die Proteste von muslimischen Schülerinnen und Eltern führten zu Gegenprotesten von rechtsextremen Hindugruppen.
Die BJP erhält ihre Unterstützung hauptsächlich von der hinduistischen Mehrheitsgemeinschaft, die etwa 80 Prozent der rund 1,4 Milliarden Einwohner Indiens ausmacht. In dem Land leben etwa 200 Millionen Muslime.
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