Von Feride Tavus
„Nachdem ich von meinem Ausbilder gefragt wurde, ob ich diese Aufgabe übernehmen würde, musste ich nicht lange überlegen, sondern habe sofort zugesagt.“ Anderen Menschen zu helfen, sei ihm wichtig und mache Spaß, erklärt der Integrations-Scout Kaan Ertürk im TRT Deutsch-Interview.
Im Herbst 2019 startete sein Arbeitgeber das Projekt „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“. Ein Integrations-Scout wurde damals für diese Aufgabe gesucht und in dem 22-Jährigen gefunden. Der Dortmunder ist einer von rund 570.000 Mitarbeitern bei DHL und macht eine Ausbildung als Fachkraft für Kurier-, Express- und Postdienstleistung. Für das Unternehmen ist Ertürk viel im Dortmunder Süden auf Tour – von Aplerbeck Zentrum bis Sölde, Lichtendorf und Holzen.
Natürlich gebe es verschiedene Ansprechpartner im Unternehmen. Flüchtlingskoordinatoren, Sozialbetreuung, Jugendausbildungsvertretung oder Gleichstellungsbeauftragte. Mit der Flüchtlingswelle 2015 seien verstärkt junge Menschen mit deutschen Schulabschlüssen aus anderen Kulturkreisen in die Ausbildung gekommen. Entsprechend sei der Bedarf an einen Ansprechpartner auf Augenhöhe gewachsen.
Ertürk selbst ist in Dortmund geboren und aufgewachsen. Sein Großvater ist als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Daher wolle er ein Ansprechpartner für alle möglichen Sorgen oder Probleme sein. Natürlich auch wenn es um Rassismus geht, egal wo dies passiere. „Die meisten Probleme hat man mit der Sprache und der Verständigung. Mit kulturellen Unterschieden und persönlichen Erfahrungen, beispielsweise während der Flucht oder in der Familie“, sagt Ertürk.
Als Integrations-Scout sei es wichtig, für Auszubildende ansprechbar zu sein. Er könne gut zuhören und aufgrund der eigenen Erfahrungen sich gut in andere hineinversetzen. Mit Sport und Spaß sei es ihm möglich, die Azubis in das Team zu integrieren. „Natürlich kann ich als Integrationsscout nicht jedes Problem lösen. Ich vermittle bei solchen Fällen an spezielle Ansprechpartner. Das hat immer für gute Ergebnisse gesorgt.“
Zusammen mit seinen Kollegen entwickelte Ertürk eine App. In verschiedenen Sprachen werden dort die Arbeitsabläufe bei DHL erklärt. Gleichzeitig funktioniere die App als postinternes soziales Netzwerk.
Das DHL-Projekt „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ ist ein voller Erfolg auch dank Ertürks Einsatz. „In der Niederlassung bekomme ich vom Niederlassungsleiter bis zum Azubi ein Like“, so der 22-jährige DHL-Integrations-Scout aus Dortmund.
Als weltweit einer der größten privaten Arbeitgeber mit Mitarbeitern aus über 70 Nationen seien alle Themen im Bereich Diversity natürlich besonders wichtig. So würden „Themen wie Rassismus oder Diskriminierung schon zu Beginn der Ausbildung auf einer einwöchigen Projektfahrt mit allen Azubis aufgegriffen.“